„Wir fühlen uns abgehängt“ – Stadt cancelt u.a. wegen Personalmangel die Möglichkeit zum Frühschwimmen am Planentenring

Garbsen – Möglichkeit zum Frühschwimmen am Planetenring wird eingestellt.  Sie hatten bis zum Schluss noch auf eine Lösung gehofft, die ca. 40 Senioren, die seit vielen Jahren im Hallenbad Planetenring jeden Morgen in der Zeit von 6 bis 8 Uhr ihre Bahnen ziehen, um fit und beweglich zu bleiben. Ende des Monats ist für die Frühschwimmer endgültig Schluss. Auf Berenbostel ausweichen kann ein großer Teil der Gruppe nicht, weil sie ohnehin schon beeinträchtigt sind und sie sich nicht zutrauen mit Bus oder Fahrrad nach Berenbostel zu fahren, einige sind auf einen Rollator angewiesen. Lesen die dazu: Frühschwimmer des Hallenbades sind verzweifelt – Ende des Monats ist hier Schluss mit Frühschwimmen

Auch ein Brief an den Bürgermeister hat die Gruppe geschrieben, ohne Erfolg. Das Bad bleibt zwar für Schwimmkurse und Schulschwimmen geöffnet, aber nicht für die Senioren. „Wir haben Verständnis für die Kinder, die schwimmen lernen sollen und begrüßen die Schwimminitiative der Region Hannover, für die das Bad durch die Stadt Garbsen zur Verfügung gestellt werden soll, aber wir „Alten“ werden hier einfach abgehängt, denn wir würden der Nutzung für die Kurse überhaupt nicht im Wege stehen, das ist für uns kein Argument, zumal die Stadt hier kein eigenes Personal benötigt. Viele von uns müssen jetzt mit dem Schwimmen aufhören. Die Argumente, dass das Bad sowieso Ende des Jahres geschlossen wird, weil eine Sanierung ansteht, zählt für uns nicht, wir glauben noch nicht an eine termingerechte Sanierung, das sollte ja schon in diesem Jahr beginnen, warten wir das erstmal ab“, so ein Sprecher der Gruppe.

„Wir verstehen, dass überall Fachpersonal knapp ist, aber die Stadt hat sich für 2 Bäder entschieden, dann müssen diese auch betrieben werden, dieses Problem muss eh bis nach der Sanierung vom Tisch sein, wenn Millionen für eine Sanierung ausgegeben werden, wäre es fatal, wenn das Bad dann geschlossen bleiben müsste.

Noch einmal ein Treffen nach dem Schwimmen. Ein teil der Gruppe diskutiert über den Brief des Bürgermeisters./GCN

Jeden Morgen findet das Schulschwimmen im Hallenbad Planetenring statt und bald die Schwimmkurse für die Kinder, die Halle muss also eh betrieben werden, wir wollen ja keine Extrawurst, wir wollen einfach weiter von 6-8 Uhr schwimmen, mehr ist das doch nicht. Auch wenn das Bad wegen Wartungsarbeiten immer in den Sommerferien geschlossen war, wollen wir die Zeiten dazwischen und bis zur Schließung zur Sanierung noch nutzen“, so der Sprecher weiter.

Hier die vollständige Antwort-Mail des Bürgermeisters:

Sehr geehrter Herr…..

vielen Dank für Ihr Schreiben. Ich habe es aufmerksam gelesen. Ihre aufgezählten Argumente sind teilweise nachvollziehbar und verständlich. Und dennoch können wir Ihrer Bitte nicht nachkommen. Unsere Personalsituation im Bäderbereich ist angespannt. Damit stehen wir als Stadt nicht alleine da. In ganz Deutschland fehlt es leider an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich von Schwimm- und Bademeistern. Wir haben uns in der Vergangenheit intensiv um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemüht. Im Ergebnis stellt sich die Situation jedoch so dar, dass ein vollwertiger Schwimmbetrieb im Badepark, das Durchführen der Schwimmoffensive im Hallenbad und das Aufrechterhalten des Frühschwimmens im Hallenbad von 6 bis 8 Uhr aktuell nicht möglich ist.    

In der Abwägung aller in Garbsen befindlichen Interessengruppen (Kinder, Jugendliche, Freizeitschwimmer, Schüler, Vereine, Frühschwimmer) haben wir uns entschieden, im Badepark ein vollwertiges und täglich zahlreiche Stunden umfassendes Angebot im Hallenbereich sowie im Freibad zu bieten. Zudem sind wir der Meinung, dass die Beteiligung an der Schwimmoffensive der Region Hannover eine hohe gesamtgesellschaftliche Wichtigkeit hat. Schließlich geht es dabei um nichts geringeres, als Kindern das Schwimmen beizubringen – eine lebenswichtige Aufgabe. Durch die zurückliegenden Corona-Jahre konnten in ganz Deutschland Schwimmkurse nicht im notwendigen Umfang angeboten werden. Das Resultat ist eine erschreckend niedrige Schwimmfähigkeit bei Grundschulkindern. Durch die Schwimmoffensive soll diesem Mangel entgegengewirkt werden.

Wir sind anders als Sie der Meinung, dass der Badepark für Frühschwimmer sehr wohl ein adäquater Ersatz ist – zumal das Hallenbad am Planetenring ab Anfang 2024 sowieso aufgrund der anstehenden Sanierung für einen längeren Zeitraum geschlossen werden muss. Die jetzige Entscheidung gegen das Frühschwimmen und für die Schwimmoffensive bedeutet für Sie als Gruppe, dass Sie sich jetzt sieben Monate früher auf den Badepark als Ersatz einstellen müssen. Wir wollen zudem daran erinnern, dass das Hallenbad auch in der Vergangenheit in den Sommermonaten – mit der jährlichen Eröffnung des Freibades – stets geschlossen wurde. Auch ohne die Schwimmoffensive hätten wir aufgrund der vorhandenen Kapazitäten das Angebot für das Frühschwimmen im Hallenbad Planetenring voraussichtlich nicht aufrechterhalten können.

Ich bedauere sehr, dass die getroffenen Entscheidungen bei Ihnen und den Mitgliedern der Gruppe der Frühschwimmer nicht auf Zustimmung stoßen. Ich bitte Sie dennoch um Verständnis für unsere Entscheidung und hoffe, dass Sie künftig den Badepark für Ihren sinnvollen Frühsport nutzen werden.

Die Senioren verstehen trotzdem nicht, warum das Frühschwimmen nicht ähnlich gehandhabt werden kann wie die Kurse für Kinder oder das Schulschwimmen. Hier werden die Kinder von den Lehrern betreut oder von den Vereinen und Initiativen, die diese Kurse ausrichten. Hierfür ist lediglich ein sogenannter „Rettungsschein“ nötig. Schwimm-Meister der Stadt sind dafür nicht gefordert. In den frühen Morgenstunden finden noch keine Kurse statt. Wenn das Personal der Stadt die 2 Stunden nicht weiter vor Ort sein kann, hätten sie sich gewünscht, dass evtl. über Alternativen nachgedacht wird.

Angemerkt haben die Senioren auch, dass auch sie stark unter Corona gelitten haben, viele alte Menschen sind sogar verstorben. Auch sie konnten keine Kontakte pflegen, keinen Sport machen.

GCN hat zugesagt, noch einmal bei der Stadt detaillierter nachzufragen, ob hier ggf. nicht auch ein Betreuer/in mit Rettungsschein ausreichen würde. Wenn ja, könnte man in diese Richtung vielleicht noch einmal tätig werden, ggf. mit einem öffentlichen Aufruf.

GCN/bs