Garbsen – Gestern teilte Bürgermeister Christian Grahl mit, dass Garbsen Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen möchte. Lesen Sie dazu: Stadt Garbsen will Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen – Ratsfraktionen signalisieren Unterstützung.
Nach den Fernsehbildern, zunächst von der raschen Machtübernahme der Taliban und Anfang der Woche von der unmenschlichen Situation am Flughafen in Kabul, sei ein Wegsehen nicht statthaft, sagt Grahl. „Die Fraktionsvorsitzenden der Ratsfraktionen haben signalisiert, dass der Rat die Verwaltung dabei unterstützen wird, die Flüchtlinge bei uns aufzunehmen“, so der Bürgermeister weiter.
GCN hat die 5 Bürgermeisterkandidaten um eine Stellungnahme zum Thema gebeten.
Björn Tegtmeier (CDU)
“Die Verbrechen der Taliban am afghanischen Volk sind menschenverachtend. Steinigung, Auspeitschungen bis zum Tode, selbst von Kindern und Jugendlichen, Vergiftung und Verätzungen übersteigen das Vorstellungsvermögen unserer westlichen, aufgeklärten Gesellschaft. Es gilt diese humanitäre Krise schnellstmöglich zu meistern und insbesondere die gefährdeten Ortskräfte, die schon in den letzten Jahren durch ihre Zusammenarbeit und Mithilfe im Dienste der Bundesrepublik Deutschland ihr Leben riskiert haben, unverzüglich auszufliegen.
Die Bundeswehr leistet einen zweifellos heldenhaften Beitrag dazu unter Einsatz ihres Lebens. Die nun schnelle Reaktion der Bundesregierung, aber auch die Bereitschaft der Stadt Garbsen und des Bürgermeisters sind ein starkes Zeichen. Ich unterstütze die sofortige Aufnahme durch die Stadt. Wir als Christdemokraten dürfen nicht unsere christliche und soziale Verantwortung unseren Mitmenschen gegenüber in so einer Krise vergessen. Wenn ich in so einer Situation wäre, würde auch ich auf die Mitmenschlichkeit und Hilfe anderer hoffen. Die Aufnahme von Flüchtlingen ist in der aktuellen Situation eine Selbstverständlichkeit!”
Monika Probst (tritt für die FDP an)
“Ich begrüße ausdrücklich die Äußerungen des Bürgermeisters. Es besteht eine moralische Verpflichtung gegenüber den Menschen, die den Bundeswehreinsatz in den vergangenen Jahren unterstützt haben und hierdurch jetzt in Lebensgefahr geraten.
Auch politisch aktive Frauen müssen unter der Herrschaft der Taliban Verfolgung und Entrechtung fürchten. Daher finde ich es richtig, dass wir als Stadt jetzt signalisieren, dass wir bereit sind, Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Hierzu sind wir durch unsere vorausschauende Planung der Platzkapazitäten, aktive Netzwerkarbeit und verlässliche Partner auf dem Gebiet der Integration kurzfristig in der Lage.”
Claudio Provenzano (SPD)
“Es ist schwer, die richtigen Worte für das zu finden, was sich auf dem Flughafen von Kabul sowie im gesamten Land abgespielt hat. Nach der Machtübernahme durch die Taliban haben wir schreckliche Bilder gesehen. Auch mich haben diese Bilder aus Afghanistan schwer berührt. Ich bin in Gedanken bei all denen, deren Sicherheit und Zukunft nun auf dem Spiel stehen. Über Jahre haben unsere Bundeswehr-Soldat*Innen in Afghanistan ihr Leben riskiert, um vor Ort Menschenleben zu retten.Dabei sind wir von Ortskräften unterstützt worden, die nun vor Ort versuchen, ihrem Todesurteil zu entgehen.
Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind von dem Terror der Taliban besonders betroffen. Was dort passiert ist, ist eindeutig: Menschen fürchten um ihr Leben – dazu zählen vor allem Frauen, Kinder und Ortskräfte. Wir in Deutschland – und damit auch unsere Stadt Garbsen – tragen hier eine menschlich-humanitäre Verantwortung. Entscheidend ist dabei: Die Stadt Garbsen muss ihre Kapazitäten für die Aufnahme der geflüchteten Menschen prüfen. Zudem muss unsere Stadt vorausschauend Vorkehrungen treffen. Die ankommenden Menschen brauchen Perspektiven. Diese muss unsere Stadt schaffen. Das ist entscheidend, damit eine schnelle Integration stattfinden kann. Jetzt ist jedoch nicht die Zeit um Wahlkampf auf dem Rücken von Flüchtlingen zu machen. Jetzt ist die Stunde der schnellen Hilfe und die der Solidarität.”
Uwe Mohrhoff (GRÜNE)
Ahmet Cagli
Natürlich ist es selbstverständlich, dass man hier humanitäre Hilfe leisten muss. Die Stadt Garbsen muss jetzt die entsprechenden Kapazitäten prüfen und schauen wieviele Menschen in den vorhandenen Unterkünften untergebracht werden können.
Aber sicherlich werden ja auch aus den umliegenden Kommunen Angebote kommen, Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. Gerade Frauen und Kinder rücken hier besonders in den Fokus, diese sind in Afghanistan stark gefährdet. Wenn Kapazitäten da sind, muss hier geholfen werden.
GCN/bs