Garbsen – Garbsen auf dem Weg zur digitalen Zukunft: 40-Millionen-Euro Glasfaserausbau stößt auch auf Kritik. Garbsen steht vor einem ambitionierten Projekt: Der Glasfaserausbau in der gesamten Stadt soll bis Ende 2030 realisiert werden, wobei das Ziel ist, 90 bis 100 Prozent aller 31.000 Haushalte mit einem Glasfaseranschluss zu versorgen. Doch das ehrgeizige Vorhaben hat seine Schattenseiten. Die anfänglich grob geschätzten 40 Millionen Euro Kosten für den Bau des Netzes sollen nun allein von der Stadt Garbsen getragen werden. Ursprünglich waren auch die Stadtwerke, die Telekom und der Finanzinvestor Palladio als Partner vorgesehen.
Die Entscheidung, das Projekt ohne diese Partner zu stemmen, hat zu heftiger Kritik seitens der Unabhängigen und der FDP Garbsen geführt. Der Rat hat dennoch mit großer Mehrheit beschlossen, den Glasfaserausbau alleine zu finanzieren, um eine mögliche Schieflage der Stadtwerke zu verhindern, denn die müssten Kredite mit hohen Zinsen aufnehmen, welches in der heutigen Lage in Bezug auf den Ukraine-Krieg und damit verbundene Energiekrise keine gute Idee wäre.
Heinrich Dannenbrink, Fraktionsvorsitzender der CDU Garbsen, verteidigt die Entscheidung. Er weist darauf hin, dass die Stadt mit einem Kommunaldarlehen bessere Konditionen erhalten würde und das Risiko somit weit überschaubarer sei. Durch die Pachtung der Glasfaserleitungen durch die Telekom, ab dem ersten verlegten Meter, werden so wieder Gelder in die Stadtkasse zurückfließen.
Die Unabhängigen / Die Linke kritisieren das Projekt scharf
Günther Petrak von den Unabhängigen Garbsen und Die Linke begrüßt zwar grundsätzlich die Absicht, Glasfaser in jeden Haushalt zu bringen, warnt jedoch vor den immensen Kosten und dem unternehmerischen Risiko, das die Stadt tragen soll. Er befürchtet, dass die Kosten durch Facharbeitermangel und Preissteigerung wesentlich höher ausfallen könnten.
„Bezahlbarer Wohnraum in Garbsen wird dann ganz auf der Strecke bleiben“, warnt Petrak und betont, dass es besser wäre, mit bezahlbarem Wohnraum und Betreuungsplätzen für alle Garbsener Kinder zu punkten.
Die FDP bleibt skeptisch: „Der Staat als Unternehmer hat noch nie überzeugt.“
Die Garbsener FDP, vertreten durch Florian Koschik, ist ebenfalls für schnelles Internet, äußert jedoch ernste Bedenken hinsichtlich der 100%-Versorgung des gesamten Stadtgebiets und der Kostenübernahme durch die Stadt. „Warum soll der Steuerzahler in Garbsen das 40 Millionen-Euro-Risiko einer solchen Entscheidung der Stadt tragen?“, fragt Koschik.
Die FDP warnt vor den Zusatzkosten und dem fehlenden Fachwissen der Stadt, ein solches Projekt zu stemmen. Sie schlägt vor, das Risiko neu zu bewerten, den wahren Bedarf zu ermitteln und dann zu entscheiden.
Fazit
Der Glasfaserausbau in Garbsen ist ein vielversprechendes Projekt, das jedoch nicht ohne Kontroversen und Bedenken voranschreitet. Während der Großteil der Ratsmitglieder die Entscheidung der Stadt begrüßen, sehen andere erhebliche Risiken und Kosten, die noch nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Die Debatte zeigt, dass der Weg zur modernen und flächendeckenden Internetversorgung komplex und mit Herausforderungen verbunden ist, die sorgfältig abgewogen werden müssen.
GCN/bs