Garbsen – Wählt man nach einem dramatischen Unfall die 112, erwartet man Profis, die einem zur Hilfe eilen.
Was dem Laien jedoch oft verborgen bleibt ist die Tatsache, dass besonders in stressigen Situationen oft Fehler passieren können, die hätten vermieden werden können.
In der Luftfahrt, wo Fehler der Piloten fatale Auswirkung auf das Leben der Passagiere haben können, setzt man deshalb schon seit Jahren auf Simulationstraining. Doch nicht nur in der Luftfahrt, auch im Rettungsdienst liegt das Leben von Menschen direkt in der Hand der Notfallsanitäter.
Bisher spielte im Rettungsdienst das Simulationstraining oft keine Rolle.
Um sich diesem Problem anzunehmen, entwickeln die Praxisanleiter der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Region Hannover ein Konzept, um realistisches Simulationstraining zum verpflichtenden Bestandteil der Notfallsanitäter-Ausbildung zu machen.
Erstmalig erhielten am Montag sechs Auszubildende der Rettungswache Garbsen beim Trauma Team Training die Möglichkeit, die Versorgung von schwerverletzten Personen unter extrem realistischen Bedingungen zu trainieren. Mit zwei Rettungswagen, bereitgestellt durch die Johanniter Schnell-Einsatz-Gruppe Wunstorf, arbeiteten die Auszubildenden unterschiedlicher Lehrjahre verschiedene Szenarien ab. Simuliert wurde unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Polizeikommissariat Wunstorf ein Gewaltdelikt, bei dem mehrere Personen durch ein Messer verletzt wurden. Hierbei standen die Sichtung und prioritätenorientierende Versorgung der Verletzten im Vordergrund.
Bei der groß angelegten Simulation eines Verkehrsunfalls übernahm die Feuerwehr Wunstorf unter der Leitung von Oberlöschmeister Benjamin Heidorn gemeinsam mit den Auszubildenden die Rettung der eingeklemmten Personen aus einem verunfallten Kleinwagen.
„Heute stand die Kommunikation ganz im Fokus unseres Trainings. Gerade dann, wenn man mit unterschiedlichen Fachdiensten und mehreren Personen an einer Einsatzstelle arbeitet, können Situationen schnell unübersichtlich werden und aus der Hand gleiten. Fehler sind dann vorprogrammiert. Kommunikation und eine gute Teamführung sind hier der Schlüssel zum Erfolg“, so Christopher Jonck, Organisator des Trauma-Team-Trainings.
Um Fehler noch besser analysieren zu können, trugen die Auszubildenden während jeder Übung eine Helmkamera, die Handlungen und Gespräche aufzeichnete. Bei einer ausführlichen Nachbesprechung wurden das Bild- und Tonmaterial herangezogen, um Strategien zur Fehlervermeidung zu entwickeln. „Heute waren Fehler erlaubt“, resümiert Benjamin Hummel, Auszubildender im dritten Lehrjahr der Rettungswache Garbsen. „Wir mussten keine Angst davor haben, Fehler zu machen und haben eine Menge Erfahrung dazu gewonnen, die uns helfen wird, unsere Patienten im Einsatz noch besser versorgen zu können.“
Das nächste Trauma-Team-Training soll im kommenden Jahr stattfinden, dieses Mal aber mit Rücksicht auf die Unfalldarsteller im Sommer.
GCN/kg