Garbsen – Die Grünen im Bund mausern sich von einer kleinen Oppositionspartei zur Regierungspartei, die bald auch den Bundeskanzler stellen könnte. Wie sieht es aber mit den Grünen in Garbsen aus? Auch hier soll demnächst seitens der Mitglieder ein Bürgermeisterkandidat für Garbsen gewählt werden. Ein Bewerber ist Darius Pilarski.
Darius Pilarski ist 1977 in Polen geboren, verheiratet und hat zwei Kinder (0 und 3 Jahre). Erst vor ein paar Wochen ist Pilarski erneut Vater eines kleinen Jungen geworden. Seit 1979 wohnt er in Garbsen und ist hier fest verankert. Seit 2011 sitzt er im Rat und trat bereits 2014 als Bürgermeisterkandidat gegen den damaligen Amtsinhaber Alexander Heuer an.
Seit mehr als 25 Jahren arbeitet Pilarski in der Kommunalverwaltung und ist derzeit als Stadtbezirksmanager für den Stadtbezirk Herrenhausen-Stöcken tätig. Beruflich dreht sich also alles um Kommunalpolitik und Verwaltung. Der Wechsel vom Rathaus Hannover ins Rathaus Garbsen sollte dem Verwaltungsprofi Pilarski daher zumindest inhaltlich keine Probleme bereiten.
Wer sich nicht mit der Garbsener Kommunalpolitik beschäftigt, hat Darius Pilarski vielleicht das eine oder andere Mal auch auf der Theaterbühne gesehen, da er seit knapp 20 Jahren Mitglied der Kellerbühne Garbsen ist.
Wir haben mit Darius Pilarski, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen Garbsen über aktuelle Probleme und Weiteres gesprochen.
Bianca Schulze(GCN): Wie haben Sie die letzten Monate Pandemie erlebt und hat Garbsen die letzten Monate gut gemeistert?
Darius Pilarski: Die Situation ist derzeit für alle schwierig. Privat merke ich es vor allem bei meinem Sohn, der vor über vier Monaten zuletzt in der Krippe war. Viele Garbsener leiden derzeit, wirtschaftlich und auch privat. Der Jojo-Lockdown macht gerade unsere lokalen kleinen Unternehmen kaputt und auch viele Familien sind derzeit am Rande ihrer Belastbarkeit.
Bianca Schulze(GCN): Sie würden also wieder lockern, wenn Sie hier was zu sagen hätten?
Darius Pilarski: Da haben Sie mich missverstanden. Viele Maßnahmen sind wichtig und richtig, aber leider verderben zu viele Köche (bzw. Ministerpräsidenten) den Brei. Ein richtiger Lockdown über drei Wochen zum Jahreswechsel hätte mehr gebracht, als ein halbes Jahr Jojo-Lockdown, wo niemand mehr weiß, was erlaubt ist und was nicht. Auch in Garbsen hat Politik und Verwaltung nicht immer die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Nicht überall kann Garbsen handeln, aber dort wo wir die Kompetenz hatten, hat die Ratsmehrheit leider geschlafen.
Bianca Schulze(GCN): Was meinen Sie denn konkret? Sie sind ja Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und daher Garbsens Politik.
Darius Pilarski: Nehmen wir das Beispiel Schule. Bereits Anfang Oktober forderte unsere Fraktion Lüftungsgeräte und CO-2-Messgeräte für die Klassenzimmer – zuständig für die Ausstattung ist die Stadt. Die Verwaltung zögerte aber und schaute immer in Richtung Land, ob diese die Gelder übernehmen. Die eine oder andere Infektion oder in der Kette der ein oder andere Todesfall hätte möglicherweise verhindert werden, wenn man frühzeitig Geld in die Hand genommen hätte. Das auch in Schulen und Kitas Infektionen stattfinden, wissen wir nicht erst seit heute und mittlerweile sind 80 Garbsener an Corona verstorben (Stand 14.04.2021). Mit der Verwaltung und insb. dem Bürgermeister ist in vielen Punkten aber nicht zu sprechen gewesen. Auch beim Thema Digitalisierung hängt die Stadt hinterher.
Bianca Schulze(GCN): Sie meinen die Digitalisierung an Schulen?
Darius Pilarski: Ja, dort ist es besonders auffällig. Die Stadt verkauft bereits einen einfachen Internetanschluss an Schulen als eine tolle Errungenschaft. Digitalisierung an Schulen bedeutet aber mehr, wie sich in Zeiten von Home-Schooling eigentlich auch bei der Schulverwaltung hätte herumsprechen müssen. Mit Digitalisierung meine ich aber auch alle Behördengänge. Viele Behördengänge könnte man sich sparen und diese digital durchführen. Dies bietet nicht nur einen Vorteil für die Bürger, sondern auch für die Verwaltung. Die rechtlichen und technischen Möglichkeiten gibt es schon.
Auch das Thema Ratssitzungen ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Verwaltung Digitalisierung als nicht so wichtig ansieht. Bereits seit Sommer 2020 forderten wir die Durchführung von digitalen Sitzungen. Umgesetzt wurde dies erst ein gutes halbes Jahr später. Die Bürger können sich so aber nicht beteiligen und die Sitzungen werden weder gestreamt, noch können Bürger digital Fragen stellen. Viele Kommunen sind uns hier voraus. Garbsen bildet auch hier – wie so oft – das Schlusslicht.
Bianca Schulze(GCN): Sehen Sie eine Chance, dass sich hier in nächster Zeit etwas verändert?
Darius Pilarski: Eine gute Chance sehen wir leider erst nach der Kommunalwahl mit einem starken Grünen Ergebnis. Bis zum Herbst rechnen wir mit keiner Änderung in der aktuellen Politik.
Seit dem 16.04.2021 gibt es Berichte, dass Darius Pilarski als Bürgermeisterkandidat und damit Nachfolger von Christian Grahl antritt.
Bianca Schulze(GCN): Was ist an dem Gerücht dran?
Darius Pilarski: Richtig ist, dass ich mich um die Kandidatur bewerbe. Jedoch bin ich nicht der einzige Kandidat. Ich möchte der Entscheidung meiner Partei, die in den nächsten Wochen ansteht, aber nicht vorgreifen.
Bianca.Schulze(GCN): Ich möchte noch einmal auf die Corona-Krise zu sprechen kommen, hier haben Sie und Ihre Partei schon vor Wochen einen „runden Tisch“ gefordert, an dem sich Verwaltung und Politik regelmäßig (1 x die Woche) austauschen könnten, was gezielt in Garbsen unternommen werden kann, um die Corona-Zahlen in den Griff zu bekommen. Warum ist Ihrer Meinung nach diese Idee nicht in die Tat umgesetzt worden?
Darius Pilarski: Diesen „runden Tisch“ haben wir bereits letztes Jahr gefordert. Die Antwort wieso es gescheitert ist, ist leicht zu geben, aber traurig zugleich: Wenn Bürgermeister Grahl etwas nicht will, dann wird es nicht gemacht – auch, wenn es sachlich gute Gründe gibt. Im Rat herrscht momentan eine Koalition aus SPD und CDU. Da passt es nicht ins Bild, dass gute Ideen von den Grünen kommen. Gute Ideen können nur von der Garbsener GroKo kommen.
Bianca.Schulze(GCN): GCN nimmt regelmäßig an den Ratssitzungen teil und es fällt immer wieder auf, dass Anträge und Ideen der „GRÜNEN“ überwiegend sofort von anderen Parteien und vielen Ratsmitgliedern/innen ohne Diskussion „vom Tisch gefegt“ werden, trotzdem geben Sie nie auf und versuchen immer wieder Ihre bzw. die Interessen Ihrer Partei durchzusetzen bzw. sich Gehör zu verschaffen, zerrt das nicht an den Nerven und was gibt Ihnen die Kraft immer wieder erneut für Ihre Belange zu kämpfen? Gutes Beispiel sind die Lüftungsgeräte und CO-2-Messgeräte an Schulen oder die Idee die IGS nachhaltig aus Holz zu bauen, was schon in anderen Ländern umgesetzt wird?
Darius Pilarski: Der Fraktionsvorsitzende der CDU hat Anfang 2020 auch zur Holz-IGS gesagt, ich hätte „nicht alle Tassen im Schrank“. Wir kennen diese Spielchen mittlerweile zu gut, aber es frustriert uns, dass der Rat gerade in der wichtigen Zeit der Pandemie nicht Parteipolitik beiseitelassen kann, um das Beste für alle Garbsener Bürger zu erreichen. Das unsere Ideen nicht ganz so schlecht sein können, merken wir, weil diese oftmals umformuliert wenige Monate später bspw. als frische neue Ideen der SPD auftauchen. Wir werden daher auch zukünftig Anträge stellen, wenn wir sie für richtig halten und den Finger in die Wunde legen, wenn wir auf Probleme stoßen, wo insb. die CDU wegsieht, weil sie weder den CDU-Bürgermeister oder den CDU-Kämmerer kritisieren wollen. Unser Ziel ist es aber zukünftig zu gestalten, so dass man uns nicht so einfach übersehen kann. Ich bin mir sicher, dass wir hier auf einem guten Weg sind.
Bianca:Schulze (GCN): Bereits vor 8 Jahren haben Sie sich als Bürgermeisterkandidat zur Wahl gestellt, damals scheiterten Sie an Christian Grahl, Was hat sich seither in Garbsen positiv verändert und was ist auf der Strecke geblieben? Wenn Sie von Ihrer Partei als Bürgermeisterkandidat gewählt werden sollten, dürfen wir Sie dann ausführlich zu Ihrem Wahlprogramm befragen, um dieses unseren Lesern/innen vorzustellen?
Darius Pilarski: Frau Schulze, sollte die Partei-Basis mich nominieren, können Sie mich gerne wieder kontaktieren. Was Grahls „Leistungen“ angeht, so war sicher nicht alles schlecht. Er hat sich stets bemüht ist wohl eine passende Formulierung. Eine ausführliche Leistungsbilanz gibt es sicherlich bald vom Kandidaten unserer Partei.
Bianca Schulze (GCN): Noch eine letzte Frage: Wenn Sie Bürgermeister werden sollten, würden Sie dann auch weiterhin als Schauspieler bei der Kellerbühne mitspielen?
Darius Pilarski: Ich war schon die letzten Jahre eher hinter der Bühne, da Politik auf Dauer genug Theater ist. Es reizt mich aber aber schon, wieder aktiv auf der Bühne zu stehen.
Bianca Schulze: (GCN) Vielen Dank für das freundliche Gespräch.
Der 2. Kandidat, der von den Grünen Garbsen ins Rennen geschickt werden soll ist lt. GCN Informationen der Oldtimer-Liebhaber und ehemalige Stadtangestellte Uwe Mohrhoff aus Schloß Ricklingen.
GCN/bs