Bienen kommen auf die Waage – Smarte Technik der Stadtwerke unterstützt Imker bei der Honigproduktion

Die Bienenwaage schaut eher unscheinbar aus: Sie besteht aus zwei 30 Zentimeter langen und zehn Zentimeter breiten Wiegemodulen aus Edelstahl sowie einem Funkmodul. Foto: Stadtwerke Garbsen

Garbsen – Stadtwerke unterstützt Imker bei der Honigproduktion. Derzeit herrscht im Garten von Hobbyimker Daniel Dietrich am Zirkonhof Hochbetrieb: Seine zehn Bienenvölker machen dem Inbegriff vom fleißigen Insekt alle Ehre und legen rege Betriebsamkeit an den Tag.

Schließlich gilt es, bis Mitte Juli zuerst Raps- und dann Sommerlindennektar in die Waben zu bringen. Ein Naturschauspiel, das jedes Jahr aufs Neue fasziniertaber auch eines, das die Folgen des Klimawandels verdeutlicht. Denn sinken die Temperaturen im Winter über eine längere Periode nicht wie üblich auf eisige Minusgrade, sondern klettern auf zweistellige Plusgrade, wie beim jüngsten Jahreswechsel geschehen, so droht das Insektenvolk zu verhungern. Die Bienen werden dann munter und futtern den ihnen im Herbst als Nahrung zugeführten Zuckersirup noch vor Beginn der Blütezeit weg. Fehlt dann Nachschub vom Imker, verendet das Volk.

Die Gewichtskontrolle des Bienenstocks durch den Imker gehört daher das ganze Jahr über zur Pflichtübung für Bienenzüchter. Seit Februar erhält Hobbyimker Dietrich dabei digitale Unterstützung von den Stadtwerken: Sie messen viertelstündlich das Gewicht und die Temperatur in einem von Dietrichs Bienenstöcken.

Die Waage selbst schaut eher unscheinbar aus: Sie besteht aus zwei 30 Zentimeter langen und zehn Zentimeter breiten Wiegemodulen aus Edelstahl sowie einem Funkmodul – eine Art elektronische Box, die die Daten per drahtlosem Netzwerk an eine auf dem Rathaus installierte Funkantenne leitet. Von der Antenne werden die Daten an einen Server weitergeleitet, bei dem die Sensoren der Stadtwerke registriert sind, sodass die Stadtwerke sie hierüber zur Datenverarbeitung in der Geschäftsstelle am Kochslandweg abgreifen können – und zwar jede Viertelstunde.

Auch Daniel Dietrich kann per Handy auf diese Daten zugreifen. „Die Bienenwaage erleichtert mir schon wesentlich die Arbeit und macht mir das Imkerleben einfacher.

Hobbyimker Daniel Dietrich begutachtet täglich den Zustand seiner
Bienen – die Daten der Bienenwaage hat er als digitalen Vergleich auf seinem Handy stets parat. Foto: Stadtwerke Garbsen

Früher musste ich eine Kofferwaage nutzen, heute geht alles digital“, so der 37- Jährige, der zudem Vorsitzender des Imkervereins Osterwald ist. Auch im Sommer weiß er dank der smarten Messung stets genau, wie hoch der aktuelle Ertrag seiner Bienenvölker ist. „Das sind für mich wichtige Vergleichswerte für die Menge an Honig, die jedes Volk produziert“, sagt er. Abgesehen vom Gewicht misst die Bienenwaage noch die Außentemperatur am Bienenstock. „So erhalten die Imker zusätzliche Daten zum Vergleich der Jahrestemperaturen und können hier eine Historie aufbauen“, sagt Dietrich.

Initiator dieses Projektes ist Rocco Wille, Bereichsleiter Netz- und Infrastrukturmanagement der Stadtwerke-Tochter Leinenetz und bei den Stadtwerken verantwortlich für das Internet der Dinge – dem Internet of things (IoT). Das ist, vereinfacht gesagt, eine Vernetzung von Gegenständen per Sensoren übers Internet. Gemeinsam mit seinem Kollegen Sven Müller setzt Wille sich schon seit ein paar Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Beide kreieren mit Hilfe von Sensoren, Software und weiteren neuen Technologien Projekte für eine Smart-City Garbsen, also für intelligente, digitale und vor allen Dingen energieschonende Ideen. „Uns und den Imkern geht es im Wesentlichen übergeordnet darum, dass es den Bienen gut geht, weil diese für unser Ökosystem erforderlich sind.

Rocco Wille von der Stadtwerke-Tochter Leinenetz ist Initiator des
Bienenwaage-Projektes. Auf seinem PC-Monitor erhält er viertelstündlich aktualisierte Infos zum
Gewicht der Bienen und zur Außentemperatur. Foto: Stadtwerke Garbsen

Hier bringt die Digitalisierung erhebliche Vorteile und Chancen“, sagt Wille, „auch wenn eine Bienenwaage ein kleineres, aber nicht weniger wichtiges Thema für unser Ökosystem ist.“

Für den von den Stadtwerken mitgegründeten Verein „Diginauten“ haben Wille und sein Team bereits CO²-Projekte an Schulen umgesetzt oder den Einsatz von Bodenfeuchtesensoren realisiert, die Kennzahlen für die CO²-Speicherfähigkeit von Bäumen in Garbsen liefern.

Die Bienenwaage ist ein Prototyp der Stadtwerke. Wann sie in Serie produziert wird, kann Wille nicht sagen. „Der Einzelpreis eines solchen Waagen-Prototyps liegt aufgrund der geringen Stückzahl derzeit noch bei rund 800 Euro. Das ist nicht für jeden Imker oder Imkerverein erschwinglich“, meint Wille. „Wir haben uns aber bewusst für die Realisierung dieses Projektes entschieden, um in diesem wichtigen thematischen Umfeld aufzuzeigen, dass auch hier die Digitalisierung Vorzüge in der Anwendung bringt.

Sollte das Interesse an der Waage auch durch Medienberichte geweckt worden sein, führen wir das Pilotprojekt gern auf die nächste Stufe“, sagt Wille.

GCN/bs