Garbsen – Elternkritik an Aktion vor Grundschulen bei Einschulung – Politische Botschaften für Erstklässler?
Am vergangenen Samstag, den 10. August 2024, wurden in Garbsen zahlreiche Erstklässler feierlich eingeschult. Doch nicht nur die Schultüten und neuen Schulranzen sorgten für Aufsehen. Einige Eltern berichteten uns von einer ungewöhnlichen Aktion vor einigen Grundschulen in der Stadt: Mitglieder der SPD Garbsen verteilten an die frisch eingeschulten Kinder Stifte und andere Geschenke, und an die Eltern Postkarten mit der Aufschrift „Ganz egal, was du mal werden willst… Mitreden, Mitmachen, Mitentscheiden“, sowie eine Einladung zu der einen oder anderen SPD-Veranstaltung. Auf der ersten Seite der Karte ist die Botschaft an die Kinder gerichtet, auf der 2. Seite an die Eltern.
Diese Aktion löste bei mehreren Eltern Unmut aus. Einige von ihnen empfinden es als unangemessen, politische Botschaften direkt an Kinder im Grundschulalter zu richten. „Unsere Kinder sollten zunächst einmal die Schule und das Lernen ohne politische Einflüsse erleben dürfen“, so eine besorgte Mutter gegenüber Garbsen-City-News. “Ich habe mich sehr über die Aktion geärgert, Politik hat bei einer Einschulung nichts zu suchen”, so ein weiterer Vater.
Wir haben den Fraktionsvorsitzenden der SPD Garbsen, Rüdiger Kauroff, und den Bürgermeister Claudio Provenzano (SPD) um eine Stellungnahme gebeten.
Bürgermeister Provenzano nimmt wie folgt Stellung zum Thema:
„Die Verteilaktion war der Stadt Garbsen nicht bekannt und ist nach erster Einschätzung genehmigungsfrei. Grundsätzlich begrüße ich es, wenn politische Parteien eine aktive Rolle in der Gesellschaft einnehmen. Die Verteilaktion der SPD Garbsen gibt es im Stadtteil seit vielen Jahren, jedoch nehme ich Ihre Berichterstattung als Anlass für ein Gespräch mit den Fraktionen im Rat, wie zukünftig mit Werbung im Rahmen von Einschulungen vorgegangen werden soll.“
SPD Garbsen schreibt dazu:
Seit über 30 Jahren: Einschulungsaktion der SPD Havelse / Auf der Horst
“Am Einschulungstag auf dem Gehweg vor der Saturnringschule. Die ersten Familien warten darauf, in die Schule eingelassen zu werden. Martina Siebke-Fochler spricht eine junge Mutter an: „Wie jedes Jahr möchte auch die SPD zur Einschulung gratulieren.“ Die Mutter ganz begeistert: „Das war schon zu meiner Kindheit so!“ Sie nimmt die Grußkarte entgegen und das künftige Schulkind, mit Ranzen und Schultüte, freut sich über das überreichte Geschenk, ein buntes Kaleidoskop.
Die nächsten Familien trudeln ein, die Eltern nehmen die Grußkarte entgegen, die Schulkinder ihre Kaleidoskope, und auch die Geschwisterkinder bekommen eine Kleinigkeit. Die Geschenke sind neutral, ohne Logo und ohne jeden Bezug zur SPD.
Zeitgleich verteilen Jürgen Specht und Uwe Ilsemann Karten und Geschenke vor der Grundschule Havelse, auch hier selbstverständlich außerhalb des Schulgeländes. Und immer werden die Eltern zuerst angesprochen.
Den Gedanken hinter der Aktion erläutert SPD-Mitglied Martina Siebke-Fochler: „Wir wollen den Eltern deutlich machen, dass sie vor Ort mitreden können.“ Sie betont, dass sich die Grußkarte an die Eltern richtet – ganz abgesehen davon, dass die Kinder ja noch nicht lesen können. In der Karte heißt es: „Sicherlich machen Sie sich heute besonders viele Gedanken darüber, wie Sie das Umfeld, in dem Ihr Kind aufwächst, nach Ihren Vorstellungen gestalten können.“ Es ist verbunden mit einer Einladung, mal an einer Veranstaltung der SPD Havelse / Auf der Horst teilzunehmen, wie den monatlichen öffentlichen Mitgliederversammlungen und Diskussionsabenden, zusammen mit den Kontaktdaten des Vorsitzenden Martin Fochler.
Siebke-Fochler berichtet, dass sie in all den Jahren auch immer wieder mit Eltern ins Gespräch gekommen ist, die ganz erstaunt waren, dass sie selbst auch Einfluss nehmen können. Beschwerden gab es nie: „Vor vielen Jahren hat mal eine Mutter höflich das Geschenk abgelehnt, weil sie nichts von der SPD annehmen wollte – obwohl ja kein Logo darauf ist.“ Hingegen wird sie oft noch Wochen später auf die Aktion angesprochen, weil sich das Kind so gefreut habe. Ilsemann und Specht und die anderen SPD-Aktiven, die in den vergangenen Jahren auf dem Gehweg vor dem Schulgelände Geschenke und Karten verteilt haben, bestätigen die guten Erfahrungen.
Die selbst gestalteten Grußkarten sind übrigens seit vielen Jahren unverändert, denn die Botschaft, die Eltern mögen mitreden, mitmachen und mit entscheiden, was in ihrem Stadtteil geschieht, ist zeitlos”.
Was halten Sie von dieser Aktion? Finden Sie es In Ordnung, wenn Parteien bereits bei den Jüngsten unserer Gesellschaft für politische Partizipation werben, oder sollte die Umgebung einer Grundschule ein neutraler Ort bleiben, fernab von politischer Einflussnahme?
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GCN/bs