Grenzenloses Glück: Wünschewagen vereint Vater und Tochter

Am Strand mit der Familie. (Foto: Der Wünschewagen Niedersachsen)

Anfang Dezember ging es für den niedersächsischen „Der Wünschewagen“ vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Niedersachsen e.V. zum ersten Mal über die Grenze:

Garbsen – Die ehrenamtlichen Wunscherfüller Fabian Dranicki und Timo Tillmann begleiteten den schwerstkranken Dariusz Fluda (59) und seine Frau Maria nach Polen.

Denn dort, 690 Kilometer von ihrem jetzigen Zuhause in Garbsen entfernt, liegt das Ostseebad Ustka – der Ort, an dem sich das Paar vor 15 Jahren verliebt hat und von dem sie noch einmal gemeinsam Abschied nehmen wollten. Und noch ein Herzensmensch wartete am Sehnsuchtsziel auf den Krebspatienten: Tochter Magdalena, die er seit acht Jahren nicht gesehen hat.

Das Hotel Perla an der polnischen Ostseeküste für den krebskranken Dariusz Fluda und seine Maria ein ganz besonderer Ort! Hier haben sie sich vor anderthalb Jahrzenten während einer Kur kennengelernt, bis über beide Ohren verliebt und beschlossen:

Wir gehören zusammen. In guten und in schlechten Zeiten! Gut war für Beide auf jeden Fall die besondere Reise mit dem Wünschewagen. Und die hat der „Reisende“, der wegen den Folgen der Chemo seine Finger und Beine nicht mehr spürt, unter großen Tumorschmerzen leidet, aus vollem Herzen genossen. Gemeinsam mit den Wunscherfüllern besuchten die Verliebten all die Orte, die sie an den Beginn ihrer großen Liebe erinnern – die Bank am Strand auf der sie sich das erste Mal geküsst haben.

Das kleine Café in der Innenstadt von Ustka. Die Disko im Hotel, in der sie damals ganze Nächte durchgetanzt haben… Fahrgast Fluda, der zu Hause kaum noch das Bett verlassen kann und tagein, tagaus nur noch an die triste Zimmerdecke blickt, mobilisierte noch einmal alle Kräfte, wollte jeden Moment intensiv spüren. Am ersten „Urlaubstag“ benötigte er nicht einmal mehr Methadon – daheim undenkbar!

Fluda, der an einer besonders aggressiven Form von Lungenkrebs leidet, glaubt, dass er nur noch maximal zwei, drei Wochen leben wird. Umso sehnsüchtiger bangte er dem Treffen mit Tochter Magdalena entgegen, zu der er mehr als acht Jahre keinen Kontakt hatte.

Auch Enkelsohn Maciej hat er noch nie kennengelernt. Als sie hörten, dass er nach Polen kommen würde, reisten die Beiden extra aus Danzig an, um ihren Papa und Opa ein letztes Mal in die Arme schließen zu können, sich mit ihm zu versöhnen. Mehr Achterbahn der großen Gefühle gab es in einem Jahr Wünschewagen Niedersachsen wohl noch auf keiner Fahrt …

Das ASB-Team freut sich, dass es Dariusz und seinen Lieben diese beiden großen Herzenswünsche dank Spenden und ehrenamtlich Engagierter erfüllen konnte und wünscht der Familie alles Gute und erinnerungsträchtige Eindrücke!

Reise an einen letzten Sehnsuchtsort: Das ist der ASB-Wünschewagen

Seit November 2017 erfüllt „Der Wünschewagen“, ein Ehrenamtsprojekt vom ASB-Landesverband Niedersachsen e.V., die letzten Wünsche von schwerkranken und sterbenden Menschen. Die sogenannten „Wunschfahrten“ führen die besonderen Reisenden auf letzte Wunschwege – wenn der gesundheitliche Zustand es erfordert, auch im Rollstuhl oder mit Beatmungsgerät und Magensonde. Denn das Fahrzeug (ein Mercedes-Sprinter) ist ein auf die speziellen Bedürfnisse der Fahrgäste konstruierter Krankentransporter.

Ausgestattet ist er unter anderem mit notfallmedizinischer Ausstattung, speziellen Stoßdämpfern, einer Musikanlage und einem harmonischen Arrangement aus Licht und Glas, das die „Reise“ zum Wohlfühl-Erlebnis werden lässt.

Eine verspiegelte Rundum-Verglasung erlaubt einen Panoramablick nach draußen, während neugierige Blicke ins Innere des Wagens ausgeschlossen sind. Rund 90 Fahrten hat das Wünschewagen-Team in den letzten Monaten begleitet. Diese führten unter anderem an den Hamburger Hafen, zu einem Fußballspiel des FC Bayern-München, zu den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg oder an den Timmendorfer Strand.

Das Projekt finanziert sich ausschließlich über Spenden und ASB-Mitgliedsbeiträge und durch das Engagement freiwilliger „Wunscherfüller“ – qualifizierte medizinische Fachkräfte -, die die Fahrten begleiten. Reisenden und ihren vertrauten Begleitpersonen entstehen keine Kosten.

Wunschanfragen und Hilfsangebote nimmt das Wünschewagen-Team unter 0511/ 358 54 36 entgegen.

Infos im Netz unter www.wünschewagen.de/standorte/niedersachsen

Spendenkonto Wünschewagen Niedersachsen: IBAN: DE12 2512 0510 0007 4570 00 ( (Bank für Sozialwirtschaft)

GCN/jp