Garbsen – IGS-Neubau droht sich erneut zu verzögern – Gutachten überzeugt nicht alle Ratsmitglieder.
Der geplante Neubau der IGS Garbsen und der benachbarten Grundschule Garbsen-Mitte sorgt weiterhin für intensive Diskussionen. In der Ratssitzung am Montag legte die Stadtverwaltung ein umfangreiches Gutachten vor, das die Wirtschaftlichkeit und Notwendigkeit des Projekts erneut bewertet. Das Ergebnis fällt eindeutig aus: Fachleute raten dringend dazu, die begonnenen Planungen fortzuführen. Doch viele Ratsmitglieder bleiben skeptisch – vor allem wegen der massiv gestiegenen Kosten.
Gutachten sieht kaum Sparpotenzial – Gesamtkosten: rund 208 Millionen Euro
Das Beratungsunternehmen Drees & Sommer, das mit der Analyse beauftragt wurde, stellte in der Sitzung seine Ergebnisse vor. Die Fachleute hatten den politischen Auftrag, Einsparmöglichkeiten zu prüfen und Alternativen zu bewerten. Doch die Antwort fiel klar aus: Wesentliche Einsparpotenziale gebe es nicht.
Stattdessen bestätigte die Analyse die bisherigen Planansätze und kommt auf einen aktuellen Kostenrahmen von 208,4 Millionen Euro.
Betrachtet wurden alle Bauabschnitte – vom neuen Hauptgebäude der IGS über die Grundschule bis hin zu Musikhaus, Hausmeistereinheit, Energiekonzept und Außenanlagen. Einzelne Teilprojekte wie das Musikhaus, das multifunktional genutzt werden soll, wurden dabei besonders hervorgehoben. Allein dieses Gebäude schlägt mit rund 31,1 Millionen Euro zu Buche. Die Gutachter begründen dies mit der geplanten Doppelnutzung: Unterricht, Musikschule und öffentliche Veranstaltungen in einem Gebäude würden Synergieeffekte schaffen und neue Möglichkeiten für die Stadt eröffnen.
Vergleich mit anderen Schulneubauten
Für die politische Bewertung interessant: Die Kosten pro Schüler*in liegen – trotz der hohen Gesamtsumme – laut Gutachten im mittleren bundesweiten Bereich.
Ein Vergleich mit der geplanten IGS Langenhagen zeigt:
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Garbsen: ca. 37.000 Euro pro Schüler
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Langenhagen: ca. 44.000 Euro pro Schüler
Auch die Flächenkennzahlen liegen im erwartbaren Rahmen, so die Expertinnen und Experten.
Warum die Kosten so stark gestiegen sind
Die Politik wollte wissen, wie es zu einer Steigerung von ursprünglich rund 75 Millionen Euro auf über 200 Millionen Euro kommen konnte. Das Gutachten nennt mehrere Gründe:
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Unterschätzte Ausgangswerte in früheren Berechnungen
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Erweiterungen und Umplanungen, u. a. für Außenanlagen, das Musikhaus und die Energieversorgung
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Anpassungen an geltende Bau- und Brandschutzvorgaben
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Allgemeine Baukostensteigerungen der vergangenen Jahre
Vor allem der inflationsbedingte Preisanstieg im Bauwesen spielt eine zentrale Rolle. Zwischen 2018 und 2025 hat sich die Markt- und Materiallage spürbar verändert.

Politik erwartet größere Einsparmöglichkeiten
Die klare Handlungsempfehlung des Gutachtens – weiterbauen wie geplant – stieß im Rat auf verhaltene Reaktionen.
Mehrere Ratsmitglieder äußerten den Wunsch nach deutlicheren Einsparoptionen. Einige stellten einzelne Bauteile infrage, andere sogar den grundsätzlichen Neubau.
So wurde unter anderem diskutiert:
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ob der Umfang des Musikhauses reduziert werden könnte
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ob an anderer Stelle ein günstigerer Standort möglich sei
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ob bestimmte Qualitätsstandards oder Raumgrößen angepasst werden müssten
Das Gutachten hält dagegen: Einsparungen im größeren zweistelligen Millionenbereich seien nicht realistisch. Jede Reduktion führe zu Qualitätsverlusten oder Einschränkungen in der Nutzung.
Stadtverwaltung plädiert für eine Entscheidung
Stadtbaurat Olaf Freitag erinnerte an die Ausgangslage: Die bestehenden Gebäude stammen aus den 1970er-Jahren und weisen erhebliche bauliche Defizite auf – unter anderem im Brandschutz. Die Stadt müsse handeln.
Auch die Gutachterinnen und Gutachter mahnen, den Prozess nicht erneut zu verzögern. Jede Verzögerung könne weitere Kostensteigerungen nach sich ziehen.
Wie geht es weiter?
Der Rat steht nun vor einer schwierigen Entscheidung. Das Gutachten liefert eine klare Empfehlung. Das Projekt ist sinnvoll, trotz hoher Kosten wirtschaftlich und an anderer Stelle weder günstiger noch planbarer umsetzbar.
Für die Politik bedeutet das: Entweder den Neubau wie geplant weiterführen – oder den kompletten Prozess neu beginnen, inklusive erneuter Standortsuche, Planung und Kostenkalkulation. Letzteres könnte Jahre dauern und die finanzielle Belastung weiter erhöhen.
Zum Ende des Themas deuteten einige Ratsmitglieder zudem an, erneut über eine mögliche Sanierung der bestehenden Gebäude sprechen zu wollen – ein Weg, der bereits vor Jahren aufgrund gravierender Brandschutzmängel, baulicher Einschränkungen und hoher Folgekosten verworfen worden war. Ob eine Sanierung nach heutigem Stand überhaupt realistisch oder technisch umsetzbar wäre, blieb offen und wurde nicht vertieft diskutiert. Es ist jedoch absehbar, dass diese Frage in den kommenden Beratungen eine Rolle spielen könnte und das ohnehin komplexe Entscheidungsverfahren weiter beeinflussen wird.
Die endgültige Entscheidung dürfte in den kommenden Wochen fallen – und wird richtungsweisend für den Bildungsstandort Garbsen sein.
GCN/bs


















