Ratsschule ermöglicht Begegnungen von Jung und Alt unter dem Thema Demenz

Demenz - Parcours: An der Fotokarten-Station erfahren die Kinder, wie komplex scheinbar simple alltägliche Handlungen sind, zum Beispiel das morgendliche Decken des Frühstückstischs. Dabei tauschen sich Anastasia (9), Lara (10), Celina (11), Artiom (10) und Leonie (9) rege aus, angeleitet von Schulsozialarbeiterin Volha Subbotin und Schulleiterin Cordula Mahlow (Foto: Stadt Garbsen)

Generationsübergreifendes Projekt zum Thema Demenz vernetzt den Stadtteil

Garbsen – Die Kinder der 4c der Berenbosteler Ratsschule setzen sich derzeit mit dem Thema Demenz auseinander – in der Theorie und in Begegnungen mit älteren Menschen aus ihrem Stadtteil.

Das generationsübergreifende Projekt, bei dem die Schule mit einem Altersheim in der Nähe kooperiert, führt zu gegenseitigem Verständnis der beiden Generationen und macht auf ein gesellschaftsrelevantes Thema aufmerksam: Viele ältere Menschen fühlen sich isoliert und einsam.

Garbsens Seniorenberaterin Heike Müller-Schulz zeigt, wie schwierig scheinbar nebensächliche Alltagshandlungen wie das Anziehen eines Kittels sind, wenn man körperlich eingeschränkt ist (Foto: Stadt Garbsen)

Bei einem Aktionstag zum Thema Demenz mit Garbsens Seniorenberaterin Heike Müller-Schulz lernten die Kinder an mehreren Stationen eines Parcours die Schwierigkeiten des Alltags im Alter kennen.

Die Idee hinter dem Projekt ist, Kinder in Berührung mit einer Lebensphase zu bringen, zu der sie nicht alle Zugang haben. Nicht jedes Kind hat Großeltern oder sieht die eigenen oft genug.

„Gerade die Begegnung zwischen den Generationen ist nicht nur für alte Menschen, sondern auch für Kinder sehr wichtig. Der regelmäßige Kontakt zwischen den Kindern und Senioren in der Pflege-einrichtung bereichert nicht nur den Alltag der dort Lebenden sondern führt auch zu einem neuen gegenseitigen Verständnis der beiden Generationen“, sagt Projektleiterin Volha Subbotin, die als Schulsozial-arbeiterin in der Ratsschule tätig ist.

Die Kinder lernen im Kontakt mit den Senioren, Hemmschwellen zu überwinden, Distanz zu Menschen abzubauen, die geistig eingeschränkt sind oder nicht mehr mobil sind, so dass eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Alter stattfindet.

Durch das Projekt erfahren sowohl die Senioren als auch die Kinder viel Bestätigung, Zuneigung und Wärme.

„Die Kinder lernen besonders einfühlsam zu reagieren, Rücksicht zu nehmen und zu helfen. So gelangen sie zu einer sehr wichtigen Erfahrung: Sie selbst können dazu beitragen, dass sich andere Menschen wohl fühlen“, sagt Subbotin.

Das Thema Demenz fand im Parcours ebenfalls Berücksichtigung. „Eine Demenz betrifft die gesamte Familie und damit auch die Kinder, die ein enges Verhältnis zu den betroffenen Menschen haben“, erläutert Müller-Schulz.

Vor allem jüngere Kinder seien im Umgang mit Demenzkranken meist unbefangen. Gleichzeitig verstünden sie oft nicht, warum ein Familienmitglied sich auf einmal anders verhält, warum Gespräche und Spiele nicht mehr wie früher möglich sind.

Den Kindern das Thema Demenz mittels eines Vortrags zu erklären, sei wenig sinnvoll. „Kinder wollen in der Regel entdecken und selber machen anstatt zuhören“, sagt Schulleiterin Cordula Mahlow.

Daher habe die Ratsschule den Kindern in Kooperation mit der Seniorenberatung der Stadt Garbsen sowie der Alzheimer Gesellschaft Hannover einige Stationen des Demenz-Parcours zur Verfügung gestellt. Dieser besteht aus 13 Stationen und ist als Mitmach-Projekt konzipiert.

Menschen, ob jung oder alt, die nicht an einer Demenz erkrankt sind, können die Symptome (Störungen des Gedächtnisses, der Sprache, der Handlungsfähigkeit), die bei einer Demenz auftreten und die Gefühle, die eine Demenzerkrankter alltäglich erlebt, selbst erfahren und nachempfinden.

Die Kinder wurden beispielsweise aufgefordert, die verschiedenen Handlungsschritte für die Gestaltung eines Frühstückstischs anhand von Fotokarten in die richtige Reihenfolge zu bringen.

Diese scheinbar einfache Handlung verdeutlichte den Kindern, wie komplex alltägliche Handlungen sind.  Menschen mit Demenz können auf Grund der Merkfähigkeitsstörungen sowie der eingeschränkten Konzentrationsfähigkeit solche umfassenden Handlungsabläufe nicht mehr bewältigen.

„Das war schwieriger als wir zunächst gedacht hatten und wir haben eine Weile gebraucht, alle Karten in die richtige Reihenfolge zu bringen“, sagt Celina (11).

Für die Schulleiterin ist das Projekt nicht nur wegen der begeisterten Kinder ein Erfolg. „Die mit dem Projekt verbundene Vernetzung ist für unseren Stadtteil wichtig und bereichernd“, sagt Mahlow.

GCN/kk