Schloß Ricklingen: Ab sofort gibt es bereits 1300 Urnengräber in freier Natur!

Karl-Otto Eckartsberg von den Humanisten Garbsen hält eine Rede/Foto: Humanisten Garbsen

Garbsen – Am Samstag, den 15.08.2020, hat der Humanistische Verband Niedersachen unter der Federführung des Ortsverbandes Garbsen den ersten humanistischen Waldbestattungshain Leineaue im Garbsener Stadtteil Schloß Ricklingen eröffnet.

Sechs Jahre intensive Vorarbeit unter der beharrlichen Mitwirkung von Ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern der Landeszentrale und rund 5000 Stunden ehrenamtliche Arbeit waren nötig, um das Herzensprojekt zu realisieren. „Wir werden schon jetzt für unseren Einsatz belohnt“, so Karl-Otto Eckartsberg, Vizepräsident des HVD Niedersachsen und Vorsitzender im Orstverband Garbsen, „die Leitungen stehen nicht mehr still – wir erhalten unheimlich viele Anfragen und Reservierungen. Es freut uns ungemein, dass unser Projekt bei den Menschen offenbar einen Nerv getroffen hat.“

Der Waldbestattungshain Leineaue umfasst nahezu 7100 Quadratmeter und grenzt direkt an den städtischen Friedhof am Lönsweg an. Es ist der erste Bestattungshain in Deutschland, den der Humanistische Verband Deutschlands als Träger betreibt – als Ort für eine säkulare und naturnahe Trauerkultur. Der Waldbestattungshain steht aber nicht nur humanistischen, sondern auch religiösen Beisetzungen zur Verfügung.

„Bei uns sind alle willkommen – unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Konfession“, sagte Guido Wiesner, Präsident des HVD Niedersachsen, bei dem Festakt vor knapp 60 Gästen, unter denen auch Lokal- und Landespolitiker waren. Auch zahlreiche Bestatter, die ihr Portfolio gerne um den Bestattungshain Leineaue erweitern, waren zur Eröffnung erschienen.

Rund 120 Eichen, Buchen und auch Ahorne sind auf dem Bestattungshain zum Teil neu gepflanzt worden – unter engagierter Mitwirkung der Gruppe „Garbsen for Future“. Insgesamt stehen Plätze für bis zu 1300 Urnengräber zu Verfügung, wobei je zwölf Urnen um einen Baum gruppiert werden.

Das Interesse an dem Projekt war schon vor der Eröffnung groß. „Stand heute gibt es um die 440 Interessenten aus Garbsen, Hannover und Umgebung“, so Karl-Otto Eckartsberg. Auch 150 Vorverträge seien unterzeichnet, vielen davon zum Teil schon lange vor der Eröffnung.

Neben musikalischer Begleitung durch den mehrfach preisgekrönten Sänger Marcel Durka, gab es einen interessanten Vortrag von Prof. Dr. Norbert Fischer von der Universität Hamburg. Er unterrichtete die Anwesenden über die Tradition der Feuerbestattung als ein freigeistiges und freireligiöses Ritual. Man könne allgemein einen Trend hin zur Feuer- und Naturbestattung feststellen, der Anteil dieser Beisetzungsart liege sogar schon deutlich über der Hälfte aller Beisetzungen. Die Gründe seinen hierfür sehr unterschiedlich. Die nachlassende Bindung an die Kirche und deren Rituale, eine pflegeleichte Grabstätte oder auch ökonomische Gründe zählten hierzu.

Und dann gibt es natürlich noch den weltanschaulichen Beweggrund, sich bewusst für ein freireligiöses und freigeistiges Beisetzungsritual zu entscheiden.

„Der Waldbestattungshain steigert den Wert der Stadt Garbsen und eröffnet den Menschen alternative Möglichkeiten einer feierlichen und würdevollen Bestattung“, führte der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Stefan Birkner aus. „Gratulation, Anerkennung und Dank für dieses große ehrenamtliche und finanzielle Engagement.“

Die Finanzierung des Waldbestattungshain bedeutet auch eine ökonomische Mammutaufgabe für den HVD Niedersachsen. Finanziert wurden nicht nur das Grundstück zwischen Lönsweg und Leineaue, sondern auch die Gestaltung eines Ruheplatzes, den eine von Bildhauer Oliver Pohl gestaltete Eichenstele ziert. Zudem beteiligt sich der HVD Niedersachsen mit rund 1500 Euro jährlich am Unterhaltungsaufwand des gesamten Friedhofs.

Garbsens Bürgermeister, Christian Grahl (CDU), hob die Bedeutung des Bestattungshains für die Bürger*innen der Stadt Garbsen sowie für die gesamte Region hervor. Trotz einer lebhaften Diskussion in der Bevölkerung und Skepsis in der Verwaltung habe es sehr schnell einen Partei übergreifenden Konsens zur Unterstützung des Projekts gegeben. Er sei froh und stolz, so Grahl, habe aber von den Humanisten auch nichts anderes erwartet.

GCN/bs