Garbsen -Das Stadtteilhaus Altgarbsen wurde 2018 als Neubau eröffnet. Die dort integrierten Wohngruppen waren als moderne Alternative zur herkömmlichen vollstationären Pflege gedacht. Nun müssen die Bewohner/innen bis spätestens Mitte 2022 ausziehen.
In einer Pressemeldung heißt es wörtlich:
“Leider mussten wir feststellen, dass sich insbesondere dieses Konzept nicht vollständig durchgesetzt hat und bis heute nicht kostendeckend umsetzbar ist. Trotz aller Bemühungen ist es uns nicht gelungen, mehr als 30 der 48 zur Verfügung stehenden Appartements zu vermieten. Die Belegung liegt damit bei einer Quote von lediglich 55 Prozent.
Eine Trendwende ist nicht erkennbar, so dass wir auch nicht mehr von Anlaufschwierigkeiten sprechen können. Dadurch mussten wir in den vergangenen drei Jahren wirtschaftliche Verluste von mehreren Hunderttausend Euro tragen. Um das Gesamtkonzept zu überarbeiten und anzupassen, haben wir in den vergangenen zwei Jahren verschiedene andere Nutzungsmöglichkeiten intensiv geprüft. Unter anderem:
- Umwandlung der Einrichtung in einen klassischen stationären Betrieb
- Nutzung der frei stehenden Apartments für Studentenwohnen
- Vermietung der frei stehenden Apartments an Studierende mit Behinderung
- Nutzung der frei stehenden Apartments für Zwecke unserer Unternehmenssparte für Eingliederungs- und Behindertenhilfe
- Umwandlung der gesamten Einrichtung für Zwecke der Eingliederungs- und Behindertenhilfe
- Nutzung zweier Wohngruppen für ambulante Intensivpflege
- Nutzung zweier Wohngruppen für ambulante Beatmungspatienten (Weaningzentrum)
- Ein- und Aufbau eines Hospizes
- Die Nutzung der Einrichtung mit oder durch andere Träger der freien Wohlfahrtspflege
Da sich alle Ideen und eventuellen Alternativen zur Nutzung aus unterschiedlichen Gründen nicht umsetzen ließen, mussten wir in enger Abstimmung mit unserer Gesellschafterin nun die bedauerliche Entscheidung treffen, das Stadtteilhaus vermutlich Mitte 2022 zu schließen. Die Tagespflegeeinrichtung werden wir nach einigen baulichen Vorbereitungen in das Wilhelm Maxen Haus verlagern, das von den Veränderungen nicht betroffen ist. Auch die Ambulante Pflege betreiben wir extern für das Stadtgebiet weiter.
Die Schließung des Stadtteilhauses führt dazu, dass Mieter*innen und Mitarbeitende neue Perspektiven brauchen. Betroffenen Mitarbeitenden werden wir ab Anfang Januar Einzelgespräche anbieten, um alternative Stellen in unseren Einrichtungen zu finden, sie zu anderen Trägern zu vermitteln oder individuelle Lösungen zu erarbeiten. Unsere Mitarbeitervertretung ist intensiv eingebunden.
Für die Suche nach Perspektiven für unsere Mieter*innen haben wir ein separates Beratungsteam aus Pflegefachleuten und Sozialarbeiter*innen zusammen gestellt, das mit allen Betroffenen und deren Angehörigen oder Betreuer*innen in Einzelgesprächen die bestmöglichen Lösungen suchen wird. Wir begleiten unsere Mieter*innen dann bis zur Umsetzung der neuen Perspektive und haben für die notwendigen Umzüge entsprechende finanzielle Mittel eingeplant
Die Schließung des Stadtteilhaueses war ein langer, schmerzvoller Prozess am Ende einer intensiven und leider vergeblichen Suche nach Alternativen. Es ist uns wichtig und auch Teil unseres diakonischen Verständnisses, unsere Mitarbeitenden und Mieter*innen mit hohem Verantwortungsbewusstsein zu begleiten und niemand zurück lassen. Wir werden allen Betroffenen eng zur Seite stehen und mit hohem Engagement Alternativen suchen und anbieten”.
Bürgermeister Claudio Provenzano nimmt wie folgt zur Schließung des Stadtteilhauses Stellung: “Das ist keine gute Nachricht für die Bewohnerinnen und Bewohner. Es macht mich betroffen, dass für die Menschen, die sich bisher im Stadtteilhaus sehr wohl gefühlt haben, nun eine neue Bleibe gesucht werden muss. Es ist mir wichtig, dass niemand mit diesem Problem allein gelassen wird – das habe ich so auch der Geschäftsführung mitgeteilt und die Zusicherung erhalten, dass sowohl dem Personal, als auch den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen bei der Bewältigung der Situation geholfen wird.
Gleichzeitig müssen wir nach vorne blicken. Wir brauchen in Garbsen Platz für Kitas und wir brauchen bezahlbaren Wohnraum. Deshalb will ich mit den Verantwortlichen in einen Dialog eintreten und über die Nachnutzung der Räumlichkeiten verhandeln”.
Über die Christlichen Seniorendienste Hannover gGmbH
Die Christliche Seniorendienste GmbH, ein Unternehmen der Johannesstift Diakonie in Berlin, betreibt, neben verschiedenen anderen Einrichtungen der Altenhilfe in Niedersachsen, das Wilhelm Maxen Haus in Garbsen und das Stadtteilhaus Altgarbsen. Das Stadtteilhaus ist Anfang 2018 als Neubau fertig gestellt und in Betrieb genommen worden. Das Konzept umfasst
- eine ambulante Pflegeeinrichtung für den Stadtteil
- eine Tagespflegeeinrichtung mit 24 Plätzen
- drei behindertengerechte Wohnungen für selbständig wohnende Mieter
- ein Nachbarschaftszentrum
- vier Wohngruppen je 12 Apartments für pflege- und unterstützungsbedürftige Mieter, die über den ambulanten Pflegedienst Leistungen in Anspruch nehmen können.
GCN/bs