Sommermärchen oder cooler Kfz-Tipp? – TÜV NORD stellt Ratschläge für die Fahrt an heißen Tagen auf den Prüfstand

    Ein Eis schmeckt auch am Steuer, aber darf man das auch? (Bildquelle: wundervisuals / E+ via Getty Images)@TÜV Nord

    Garbsen – die Hitze des Sommers stellt Fahrerinnen und Fahrer vor besondere Herausforderungen und so manch brennende Frage: Darf man mit Flipflops Auto fahren? Ist Eis am Steuer erlaubt? Muss das E-Auto bei Sommersonne im Schatten parken? Je höher das Thermometer klettert, desto willkommener ist ein Rat – aber handelt es sich dabei lediglich um ein Sommermärchen oder einen praxistauglichen Kfz-Tipp? Die TÜV NORD Station Garbsen hat Regeln und Ratschläge für die Fahrt an heißen Tagen unter die Lupe genommen und gibt Antworten auf sechs sommerliche Fragen

    Damit Autofahrerinnen und Autofahrer sicher durch die heiße Saison kommen, hat Reno Schneider, Leiter der TÜV NORD Station Garbsen, Regeln und Ratschläge für die Fahrt an heißen Tagen unter die Lupe genommen und gibt Antworten auf sechs sommerliche Fragen:

    Mit Flipflops fahren – kein Problem?

    Sommer bedeutet für viele, die Flipflops aus der hintersten Schrankecke hervorzuholen – und manche setzen sich damit sogar ans Steuer. Kein Problem, oder? „Zwar gibt es keine genauen Vorschriften, sinnvoll und sicher ist die luftige Schuhwahl jedoch nicht“, sagt Schneider. Das Fahren mit Flipflops ist riskant: Die Schuhe können sich im Pedalbereich verfangen und die Gefahr von der Bremse abzurutschen steigt. Kommt es mit Flipflops zum Unfall, kann die Versicherung das als grobe Fahrlässigkeit bewerten und die Zahlung verweigern. Übrigens: Für alle beruflichen Fahrten dürfen unter keinen Umständen die Zehentrenner bei der Fahrt getragen werden, da die Unfallverhütungsvorschriften geschlossenes Schuhwerk voraussetzen.

    Beim Fahren ist Eis essen verboten!? 

    Mal eben während der Fahrt ein Eis schlecken – klingt verlockend. Aber ist das auch erlaubt? „Der Verzehr von Speisen oder nicht-alkoholischen Getränken am Steuer ist nicht verboten. Dennoch sind Fahrerinnen und Fahrer gemäß Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO) stets zur Vorsicht und Rücksichtnahme aufgefordert“, weiß der TÜV-Experte. Ein schmelzendes Eis kann schnell zum Ablenkungsfaktor mutieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man bei einem Unfall eine Teilschuld zugesprochen bekommt. „Am besten legt man Ess- und Trinkpausen ein, besonders auf langen Strecken. So genießt sich ein Eis auch viel mehr“, sagt Reno Schneider.

    Überhitzter Motor: Kein Grund zur Sorge?

    Der Motor eines Fahrzeugs fühlt sich im Bereich um 90 Grad Celsius am wohlsten. Mit den sommerlichen Temperaturen ist die 100-Grad-Marke aber schnell geknackt und die Gefahr, dass der Motor überhitzt, steigt. Mögliche Ursachen sind:

    • zu wenig Kühlflüssigkeit,
    • fehlender Fahrtwind durch Stau oder stockenden Verkehr,
    • übermäßige Belastung zum Beispiel durch Urlaubsgepäck oder das Befahren von Passstraßen.

    „Ein regelmäßiger Blick auf die Kühlwassertemperaturanzeige ist entscheidend. Wandert der Zeiger in den roten Bereich, muss gehandelt werden“, erklärt der Stationsleiter. Nun gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und zunächst das Fahrzeug sicher am Straßenrand ab- und den Motor auszustellen. Vor dem Check des Kühlmittelstandes sollte man mindestens eine Viertelstunde warten. Schneider betont: „Die Abkühlung mit einer kalten Dusche zu beschleunigen, ist dabei keine gute Idee – das funktioniert lediglich bei uns Menschen“, und der TÜV-Experte betont: „Ein großer Temperaturunterschied kann zu Rissen im Motorblock führen. Außerdem sollte man niemals kaltes Kühlmittel in einen heißen Motor füllen.“

    Winterreifen im Sommer – das ist verboten? 

    Sofern die Mindestprofiltiefe stimmt, ist Winterbereifung im Sommer erlaubt – sinnvoll ist es jedoch nicht. Aufgrund ihrer Beschaffenheit können Winterreifen bei steigenden Temperaturen Probleme bei der Bodenhaftung verursachen und den Bremsweg verlängern. Ein höherer Rollwiderstand sorgt zudem für steigenden Spritverbrauch sowie einen schnelleren Verschleiß. Und in Italien droht mit Winterreifen sogar Ärger: Die sind dort im Sommer nämlich verboten!

    E-Autos müssen im Sommer im Schatten parken? 

    E-Autos bevorzugen an heißen Tagen tatsächlich schattige Plätze. Die ideale Außentemperatur für Elektroautos liegt zwischen 20 und 40 Grad Celsius. In der prallen Sonne ist das jedoch schnell erreicht. Bei höheren Temperaturen entstehen zwar keine Schäden, aber die Leistung wird beeinträchtigt. „Deshalb parkt man Stromer im Sommer am besten in einer Garage oder im Schatten. Auch sollte der Akku bei sommerlichen Temperaturen besonders gepflegt werden“, rät Schneider. So schont man den in der warmen Jahreszeit:

    √ langsam Aufladen und nie ganz auf 100 Prozent

    √ die Batterie nie komplett leer fahren

    √ häufigere Ladestopps

    √ ein sparsamer Fahrstil

    Volltanken, im Sommer lieber nicht? 

    Benzin und Diesel werden an den Tankstellen bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad Celsius gelagert. Gelangt der Treibstoff in den von sommerlichen Temperaturen aufgewärmten Tank, dehnt sich die Flüssigkeit aus. „Um Schäden durch austretenden Kraftstoff für die Umwelt sowie Lack- und Unterbodenschäden zu vermeiden, sollte man nicht vollständig auffüllen, wenn das Fahrzeug anschließend geparkt wird“, sagt Schneider.

    Über die TÜV NORD GROUP: 

    Vor mehr als 150 Jahren gegründet, stehen wir weltweit für Sicherheit und Vertrauen. Als Wissensunternehmen haben wir die digitale Zukunft fest im Blick. Ob Ingenieurinnen, IT-Security-Experten oder Fachleute für die Mobilität der Zukunft: Wir sorgen in mehr als 100 Ländern dafür, dass unsere Kundinnen und Kunden in der vernetzten Welt noch erfolgreicher werden. Mehr Infos unter: www.tuev-nord-group.com 

    GCN/bs/Tüv Nord