Es fühlt sich falsch an über „gelbe Säcke“ zu schreiben – ein Kommentar von Bianca Schulze

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Garbsen – Ein Kommentar von GCN-Chefredakteurin Bianca Schulze.

Seit 9 Jahren machen wir Nachrichten für Garbsen – mit Herzblut und viel Liebe für unsere schöne Stadt.

Wir hier in der Redaktion lieben was wir tun. Als vor zwei Jahren die Corona-Krise begann war es unsere Aufgabe, die Menschen aus Garbsen bestmöglich zu informieren – kostenlos und zugänglich für Jeden. Das haben wir geschafft, bis zu 25.000 Zugriffe pro Tag zeigen uns, dass GCN mittlerweile die wichtigste Informationsquelle für die Garbsener/innen geworden ist.

Immer wieder neue Corona-Varianten, immer wieder neue Regeln, immer wieder neue Informationen haben uns nicht müde werden lassen, immer wieder neu zu informieren. Teilweise mussten wir uns für unsere Berichterstattung sogar beschimpfen lassen. All das hat uns nicht davon abgehalten weiterzumachen. Dank unserer treuen Werbepartner können wir auch weiterhin Nachrichten für und aus Garbsen an die breite Öffentlichkeit bringen. So weit, so gut.

3 x Sturmtief hat gezeigt, wie machtlos auch wir in Garbsen sind, wenn es um die Natur geht:

Die drei kurz hintereinander gefolgten Sturmtiefs haben uns gezeigt, wie klein und machtlos wir sind, wenn die Natur ihre große Macht ausspielt. Reihenweise umfallende Bäume, zerstörte Gartenhäuser und Zäune, umfallende Ampeln und Verkehrsschilder. Immer wieder Sirenen und neue Einsätze für die ehrenamtlichen, freiwilligen Feuerwehrleute. Gott sei Dank ist niemand verletzt worden.

Die Garbsener Orstfeuerwehren: Immer für uns da, ehrenamtlich – ohne Bezahlung:

Fast schon nehmen wir es als selbstverständlich hin, dass die Sirenen sofort aufheulen, wenn bei uns in Garbsen Brände ausbrechen, Wasser in die Keller läuft oder große Schäden durch Stürme verursacht werden. Sofort sind sie zur Stelle: Die freiwilligen Ortsfeuerwehren mit ihren ehrenamtlichen Helfern/innen. Auch die vielen anderen Einsatzkräfte wie DRK, Johanniter usw. Nicht nur, dass sie für uns ihre eigene Sicherheit einsetzen und sofort ihren Arbeitsplatz verlassen, wenn der Alarm losgeht, Nein, oft müssen sie sich noch beschimpfen oder sogar körperlich angreifen lassen – da wo sie helfen wollen. Schlimmer noch ist dieses Problem bei der Polizei. Ich wünsche mir, dass wir alle ab und zu einfach einmal darüber nachdenken, was für einen großartigen Job diese Menschen machen und dafür einfach dankbar sind. Dankbar dafür, dass wir uns auch in in unserem Garbsen einfach sicher fühlen dürfen, dank aller Einsatzkräfte.

 Und jetzt? Irgendwas ist anders:

Jetzt, nach 9 Jahren haben wir als wirklich kleines, immer motiviertes Team in unseren morgendlichen Video-Konferenzen ,in denen wir täglich die Themen des Tages besprechen festgestellt, dass etwas fehlt, irgendwie ist etwas anders. Wo ist die Motivation jedes Thema aus Garbsen zu analysieren und die Wichtigkeit festzustellen um darüber zu berichten? Sind es die gelben Säcke, der Badepark, der Müll in Berenbostel oder die letzte Ratssitzung in der Neues beschlossen wurde, oder ist es doch das neue Blinklicht an der Ampel des Friedhofs am Planetenring? Was stimmt nicht in unserem doch sonst immer so mit Herzblut einsatzbereitem Team?

Es droht ein Krieg in Europa – das lässt alle unsere Nachrichten fast lächerlich erscheinen

Wir sind uns hier in der Redaktion einig – unsere Gedanken gehen woanders hin – was empfinden die Nachrichtenagenturen in der Ukraine in ihren morgendlichen Redaktionskonferenzen? Die Nachrichten dort haben sicher nichts mit unseren zu tun. Sicher hat der eine oder andere Redakteur sehr große Angst, traut es sich vielleicht nur nicht auszusprechen? Berichtet man da überhaupt noch über das normale Leben? Was denken die Menschen in den großen Städten oder in den kleinen Dörfern? Wenn wir etwas weiter denken, was dort in den nächsten Tagen und Wochen passieren könnte, teilweise schon passiert, läuft es uns eiskalt den Rücken herunter. Wir stellen fest, was uns heute, am Mittwoch, den 23.02.22 in unserem Team fehlt, ist die Leichtigkeit und die gute Laune, die uns Tag für das das tun lässt, was wir lieben. Wir sind einfach traurig und ängstlich zugleich. Wir sprechen darüber und tauschen unsere Gedanken aus, die Themen des Tages verschieben wir einfach auf später.

Es kann weitergehen – wir können hier wo wir zu Hause sind glücklich und angstfrei sein

Jetzt können wir uns wieder auf unseren Job konzentrieren, die traurigen Gedanken einmal durchgespielt und die Erkenntnis gewonnen, dass es uns gut geht. Was sind schon  ein paar Corona-Regeln und das Tragen einer Maske gegen einen drohenden Krieg? Wie froh können wir sein, dass Niemand durch die Sturmschäden verletzt wurde, wir alle noch ein warmes Zuhause haben und ausreichend zu Essen und zu trinken. Keine Panzer an den Landesgrenzen, die durch krankhaft, lügende Diktatoren unsere Nachrichten bestimmen und Angst und Schrecken auf der ganzen Welt verbreiten. Keine Gesetze, die uns auffordern unsere Söhne, Väter und Ehemänner ggf. an die Front schicken zu müssen.

Einfach mal inne halten, kurz nachdenken, differenzieren, bevor wir „lospoltern“ 

Mein Team und ich sind uns einig, dass wir alle zufrieden sein können, die Problemchen des Alltags zu unserem Leben dazugehören, wir uns oft viel zu schnell aufregen, ungehalten sind, oder uns an Kleinigkeiten aufreiben. Ja, uns geht es gut. Hoffen wir, dass es auch in Zukunft so bleibt. Ja, gelbe Säcke, der Badepark, und alles drum herum sind unsere Nachrichten für Garbsen – Gott sei Dank! Wir lieben was wir tun.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Bianca Schulze/GCN