Freiwillige Feuerwehr Garbsen zur Silvesternacht: „Keiner von uns denkt ans Aufhören“

GCN hat mit Thomas Cremer, (Ortsbrandmeister Garbsen 2. v.rechts) Ulf Kreinacker (Stadtbrandmeister Garbsen, links) Henning Wilke, (stellvertretender Orstbrandmeister Berenbosel 2. v. links) und Niklas Krügener, (stellvertr. Feuerwehr Pressesprecher rechts) über die Vorfälle in der Silvesternacht gesprochen./GCN

Garbsen – Für die freiwilligen Feuerwehrleute der Ortsfeuerwehren in Garbsen begann das neue Jahr mit einer noch nie da gewesenen negativen Erfahrung, auf die alle Rettungskräfte gern verzichtet hätten. Wir berichteten:

Drei Feuerwehrleute haben ein sogenanntes Knalltrauma erlitten und befinden sich zur Abklärung bei einem Facharzt in Behandlung. Bei einem weiteren Feuerwehrmann geriet eine Rakete unter den Helm. Er zog sich dabei leichte Verbrennungen zu und seine Brille wurde dadurch beschädigt.

GCN hat mit Thomas Cremer, (Ortsbrandmeister Garbsen) Ulf Kreinacker (Stadtbrandmeister Garbsen) Henning Wilke, (stellvertretender Orstbrandmeister Berenbostel) und Niklas Krügener, (stellvertr. Feuerwehr Pressesprecher) gesprochen. Sie erzählen, dass alle Kameraden völlig überrascht waren, als sie  urplötzlich beim Ausführen der Löscharbeiten angegriffen wurden.

Wir dachten erst, da wird einfach nur gefeiert

„Von weitem sah es so aus, als wenn dort einfach nur eine Silvester-Party stattfindet. Dann standen da auf einmal 40 bis 60 Leute vor uns, teilweise vermummt, bewaffnet mit Feuerwerkskörpern und anderen Wurfgeschossen. Wir waren völlig perplex und konnten es erst gar nicht fassen, dass man uns tatsächlich massiv angreift. Man hat uns daran gehindert unsere Arbeit zu machen, wir haben uns gefragt, warum passiert das hier jetzt? Erst als die Polizei vor Ort war konnten wir die erforderlichen Löscharbeiten durchführen“, erzählt Ortsbrandmeister Thomas Cremer, der selbst bei dem Einsatz dabei war.

Unter Polizeischutz mussten Löscharbeiten ausgeführt werden/GCN

In Berenbostel war es zwar nicht ganz so schlimm wie in Garbsen, aber auch bei uns wurde eine Wodkaflasche nach einem Kameraden geworfen, die Gott sei Dank ihr Ziel nicht erreichte und lediglich das Einsatzfahrzeug traf. Aber auch in Berenbostel war die Stimmung die ganze Nacht über sehr angespannt ,so der stellvertretende Ortsbrandmeister aus Berenbostel, Hennig Wilke. 

Die Vorkommnisse halten uns nicht davon ab weiterzumachen – da sind sich alle freiwilligen Feuerwehrleute einig

„Auch wenn wir so etwas wie in der Silvesternacht nicht noch einmal erleben möchten, hat nicht ein Kamerad daran gedacht solche Einsätze nicht mehr mitzumachen. Eher im Gegenteil – viele von uns sind seit ihrer Kindheit oder Jugend bei der freiwilligen Feuerwehr und wir machen unsere Arbeit aus Leidenschaft, um den Menschen zu helfen.

Von links nach rechts: Ulf Kreinacker, Henning Wilke, Thomas Cremer und Niklas Krügener/GCN

Wichtig ist auch die Kameradschaft untereinander, wir unterstützen uns gegenseitig und so ein Vorfall schweisst uns noch mehr zusammen, wir sind füreinander da – das gilt für alle Ortsfeuerwehren, so der Garbsener Stadtbrandmeister Ulf Kreinacker und der stellvertretende Presssprecher Niklas Krügener.

Der Rückhalt von Politik und Bürgermeister wird als sehr positiv gewertet – ein runder Tisch soll Lösungen bringen.

Als große Wertschätzung habe die Feuerwehr zudem den Besuch von Garbsens Bürgermeister Claudio Provenzano (SPD) an den Einsatzorten noch in der Nacht empfunden, sagt auch der Ortsbrandmeister aus Berenbostel, Hennig Wilke. Ratspolitiker der CDU und SPD haben sich sofort für eine Sondersitzung ausgesprochen, die zeitnah stattfinden soll. Hier sollen sich bestenfalls Feuerwehr, Polizei, Stadtverwaltung und die Politik an einen Tisch setzen und Lösungen für die Zukunft diskutieren. Vor allem müssen die Täter hart bestraft werden, um zukünftig derartige Vorfälle zu vermeiden. Lesen Sie dazu: Silvesternacht: Sachbeschädigung und tätliche Angriffe auf Einsatzkräfte – Politik fordert Sondersitzungen

Eine Lösung könnte ein Bereitschaftsdienst in der Silvesternacht sein

„Man könnte in der Silvesternacht 2023 eine Bereitschaft bilden, die sich schon zu Beginn des Abends in einer der Wachen trifft. Wir würden uns dann vorherige Gespräche mit allen Rettungskräften (wie z.b. den Johannitern oder dem DRK) und ggf. der Polizei wünschen, hier könnte man sich vorab entsprechend abstimmen. Es wäre gut, wenn alle Feuerwehrleute dann bereits vor Ort wären, denn es ist auch nicht ungefährlich mit seinem Privatfahrzeug mitten im Silvesterfeuerwerk zur Rettungswache zu kommen, das gilt leider für alle Stadtteile. Auch hier werden durch einige rücksichtslose Partygäste immer wieder Knaller auf Autos geworfen“, so Ulf Kreinacker abschließend.

Garbsens Feuerwehren brauchen Nachwuchs, sowohl aktiv oder passiv – Das kann jeder Einzelne tun, um die  freiwillige Feuerwehr zu unterstützen.

Wenn Sie nicht selbst bei den jeweiligen Ortsfeuerwehren der Stadt aktiv mitmachen können oder wollen, besteht die Möglichkeit als passives Mitglied die einzelnen Ortsfeuerwehren zu unterstützen. Fast jede freiwillige Ortsfeuerwehr hat einen Förderkreis. Hier hilft ein Blick auf die jeweiligen Internetseiten, oder man kann bei der Feuerwache vor Ort nachfragen. GCN wird in nächster Zeit über diese Möglichkeiten noch ausführlicher informieren.

GCN/bs