Garbsen wehrt sich gegen Vorurteile – Überregionale Berichterstattung macht Garbsen zum „Brennpunkt“

Die überregionale Berichterstattung über die Vorkommnisse in der Silvesternacht in Garbsen bietet Gesprächsbedarf/GCN

Garbsen – die Vorfälle in der Silvesternacht, in der Polizei und Feuerwehrleute in Garbsen (Auf der Horst) und am Kronsberg  (Berenbostel) mit Feuerwerkskörpern, Steinen und Flaschen beworfen/angegriffen wurden, ziehen große Kreise – weit über die Stadtgrenzen Garbsens hinaus. Es hat in ganz Deutschland in der Silvesternacht Übergriffe auf Rettungskräfte gegeben.

Auch große Sender wie NDR/info und RTL Nord berichteten über die Vorfälle in Garbsen. Dabei ist Garbsen, und vor allem der Stadtteil Auf der Horst wieder einmal „sehr schlecht dabei weggekommen“. Hier kommen Sie zum Video von NDR/info, vom 03.01.2023

Es ist kein Geheimnis, dass in den Stadtteilen Auf der Horst und auch im Gebiet Kronsberg in Berenbostel viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, aber ist das ein Grund alle Bewohner/innen dieser Stadtteile vorzuverurteilen und eine ganze Bevölkerungsgruppe als kriminell abzustempeln? Das Gleiche gilt für alle bundesweiten, sogenannte Brennpunkte in einzelnen Städten – vom Norden bis in den Süden. Hier handelt es sich eindeutig um einzelne Randgruppen und nicht um eine ganze Bevölkerungsschicht. Natürlich sind diese Randgruppen in Städten wie Berlin größer als in Garbsen und anderen kleineren Städten.

Überregionale Berichterstattung schürt Vorurteile „Das hat Garbsen und die Stadtteile Auf der Horst und Kronsberg so nicht verdient“ finden Menschen, die es wissen müssen. Darunter u.a.: Claudio Provenzano Bürgermeister Stadt Garbsen. Dr. Maiko Kahler, Schulleiter Grundschule Saturnring (Auf der Horst), Detlev Beaury Geschäftsführer „Gruppe“ Jugendhilfe , Bernadette Zettelmann, Mitglied der GRÜNEN im Ortsrat Garbsen und Ahmet Cagli, parteiloser Bürgermeisterkandidat von 2021 + Mitarbeiter der Stadtverwaltung Garbsen.

Im Stadtteil Auf der Horst in Garbsen leben ca. 7.400 Menschen, davon waren 50-60 Leute Augenzeugen der Angriffe auf die Rettungskräfte, natürlich waren auch die Täter in der Gruppe integriert. Wer aber von dieser Gruppe wirklich tätliche Angriffe auf die Rettungskräfte verübt hat, klären gerade die Ermittlungen der Polizei.

Im Video, z.B. des NDR ist u.a. wieder einmal der Brand der Willehadi-Kirche von 2013 mit eingebunden – und der Stadtteil Auf der Horst wird mit 60.000 Einwohnern angegeben, wobei ganz Garbsen mit seinen gesamten Ortsteilen lediglich ca. 62.000 Einwohner/innen hat. Die Wohnblocks des Stadtteils Auf der Horst werden als Plattenbau mit billigen Wohnungen bezeichnet. Wer Garbsen nicht im Ganzen kennt, könnte die gesamte Stadt als „Brennpunkt“ wahrnehmen und von vornherein Vorurteile gegen Garbsen entwickeln. „Diese Botschaft, die so nach draußen getragen wird, ist schlichtweg falsch“, sagt Bürgermeister Claudio Provenzano.

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Der Schulleiter der Grundschule Saturnring, Marko Kahler, ist ebenfalls entsetzt über den Eindruck, der durch eine derartige Berichterstattung in den Köpfen der Menschen entstehen könnte. „Ich verstehe nicht, warum man immer wieder von dem Brand der Kirche von vor 10 Jahren anfangen muss, seitdem ist hier Auf der Horst so viel Positives passiert“ so Kahler zu GCN.

Ortsratsmitglied der Grünen Garbsen, Bernadette Zettelmann war u.a. 13 Jahre Lehrkraft an der Saturnringschule und Mitglied des Integrationsbeirates – sie ist heute Schulleiterin der Adolf-Reichwein-Grundschule in Langenhagen. Zettelmann kennt viele Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund und findet, dass hier sowieso schon immer alle Jugendlichen von Auf der Horst negativ über einen Kamm geschert werden, was sehr unfair ist. Sie spricht sich allerdings für ein bundesweites Böllerverbot aus, weil es einfach zu gefährlich ist und auch die Tiere jedes Jahr darunter leiden.

Detlev Beaury, Geschäftsführer der Gruppe Jugendhilfe betreut – mit diversen Mitarbeiter/innen der Jugendhilfe – Hunderte Jugendliche mit Migrationshintergrund im Bereich Garbsen, Neustadt und Wunstorf. „Niemand von unseren Jugendlichen, die wir betreuen finden Übergriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte in Ordnung – im Gegenteil, sie verurteilen derartiges Verhalten, nehmen an Projekten teil, haben sehr viel Spaß dabei und nehmen unsere Hilfe sehr gern an“, so Beaury zu GCN.

Ahmet Cagli, parteiloser Bürgermeisterkandidat von 2021 + Mitarbeiter der Stadtverwaltung Garbsen wirkt fast schon wütend wenn er erzählt, dass es sich hier nicht um alle Jugendlichen mit Migrationshintergrund handelt, sondern um Randgruppen, die in der Silvesternacht die Rettungskräfte angegriffen haben. „Chaoten, die einfach auch von ihren Eltern falsche Werte vermittelt bekommen, oder dem Gruppenzwang erlegen sind. Ich kenne viele Jugendliche aus Berenbostel und anderen Stadtteilen, aber keine, die dieses Verhalten akzeptabel finden. Das ist immer noch eine Minderheit, die für ihre Taten hart bestraft werden muss“, so Cagli.

Sprechen über die Vorkommnisse in der Silvesternacht/ von links nach rechts: GCN-Geschäftsführerin Bianca Schulze,Detlev Beaury, Dr. Maiko Kahler, Bürgermeister Provenzano, Bernadette Zettelmann/GCN

Garbsen ist mehr als ein „Brennpunkt“, da sind sich alle Beteiligten einig. Wohnungsunternehmen, die Stadt Garbsen, Die Region Hannover und das Land Niedersachsen beispielsweise, haben in den letzten Jahren viele Millionen Euro in die Aufwertung der Quartiere Kronsberg und Auf der Horst investiert.

Spielplätze sind erneuert, Wertstoff- und Müllplätze wurden eingezäunt, Wohnungen sind überwiegend durch Renovierungen auf einen modernen, neuen Stand gebracht worden. Von einem billigen Plattenbau kann man hier nicht sprechen.

Durch das Projekt X und vielen anderen Initiativen, durch die Garbsener Politik, der Stadtverwaltung, der FreiwilligenAgentur, dem Integrationsbeirat, Ordnungskräften und vielen weiteren sozialen Einrichtungen wird alles dafür getan, dass sich die Menschen in den Stadtteilen Auf der Horst und auf dem Kronsberg wohl und sicher fühlen können.

Wenn sich nun einzelne Gruppen völlig daneben benehmen, dann dürfen wir nicht den Fehler machen, alle Bewohner/innen dieser Stadtteile zu verurteilen, so alle Beteiligten.

Kommt jetzt das bundesweite Böllerverbot, oder werden wieder einzelne Plätze und Orte davon betroffen sein? Das wissen wir nicht, was wir aber wissen ist, dass es eine Silvesternacht so in Garbsen nicht noch einmal geben darf. Alle Verantwortlichen legen schon jetzt den Grundstein dafür, dass sich das nicht noch einmal wiederholt. Hoffen wir alle, dass es gelingt.

GCN/bs