„Ich will, dass es vorbei ist“! Nur reden hilft nicht! Wann passiert hier etwas?

Symbolbild, da die Verfasserin des Leserbriefs unerkannt bleiben möchte /GCN

Garbsen – Heute erhielten wir einen Leserbrief von einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern aus Garbsen, die ihrem Frust über die hohen Corona-Inzidenzzahlen in Garbsen „Luft machen“ will. Sandra K. (Name geändert) traut sich nicht ihren richtigen Namen zu nennen, weil sie Angst vor negativen Reaktionen aus Ihrem engsten Umfeld hat. 

Hier der Leserbrief im Wortlaut:

Liebes GCN-Team,

„ich bin verzweifelt, wütend, traurig und am Ende meiner Kräfte, deshalb möchte ich auf diesem Wege meine Verzweiflung mit Ihren Lesern/innen teilen, in der Hoffnung, dass es vielleicht Menschen gibt, die genau so denken wie ich, in meinem Umfeld ist das nämlich nicht so.

Seit Anfang der Corona-Pandemie lese ich täglich die Nachrichten auf GCN und natürlich auch die Corona-Zahlen. Jeden Tag wünsche ich mir, dass die Zahlen sich endlich längerfristig nach unten bewegen, leider passiert das aber nicht. Ich bin alleinerziehend und habe zwei Kinder im Alter von 3 und 6 Jahren, ich selbst bin Risikopatientin und muss doppelt aufpassen, dass ich mich nicht mit Corona infiziere.

Normalerweise gehe ich halbtags arbeiten, seit einigen Monaten arbeite ich im Homeoffice, in die KiTa können meine Kinder nicht, da ich in keinem systemrelevanten Beruf arbeite. Außerdem will ich den Eltern, die die Betreuung dringender brauchen als ich, die wenigen Plätze nicht wegnehmen, zusätzlich ist es mir einfach zu gefährlich die Kleinen in die KiTa zu bringen. Meine Bekannten aber bringen ihre Kinder fleißig weiter in die KiTa, „tricksen“ mit Bescheinigungen vom Arbeitgeber oder der pflegebedürftigen Schwiegermutter, damit sie bloß ihre Kinder unterbringen, obwohl sie zu Hause sind oder Homeoffice machen und keinen systemrelevanten Beruf haben.

Morgens um 8:00 Uhr ziehe ich meine Kinder an und gehe mit Ihnen auf den Spielplatz, damit sie sich wenigstens einmal am Tag austoben können, wobei das nach dem Aufstehen auch für die Beiden in den ersten Minuten kein großer Spaß ist, aber nach ein paar Minuten lieben sie es draußen zu spielen, egal wie das Wetter ist. Später können wir nicht mehr auf den Spielplatz gehen, vor allem wenn das Wetter schön ist, ab der Mittagszeit füllen sich die Spielplätze gefährlich in Garbsen, Mütter sitzen mit Thermoskannen und Snacks auf den Bänken und unterhalten sich stundenlang, ohne Maske, ohne Abstand. Wenn meine bekannten Mütter von kleinen Kindern bei mir nachfragen, ob ich auch mit auf den Spielplatz gehen möchte und ich verneine, bekomme ich Sätze zu hören wie “ Stellst du dich auch so an? Lässt du deine Kinder unter der Pandemie leiden? Das ist doch alles Blödsinn, draussen passiert doch nichts“, brauchst doch keine Maske tragen, warum kommt ihr nicht mit“? 

Von den aktuellen Kontaktbeschränkungen, auch im öffentlichen Raum wollen die meisten Leute in meinem Umfeld einfach nichts wissen. Es werden vorher schon „Ausreden“gesucht, falls man doch mal von der Polizei angesprochen werden sollte, erlebt habe ich eine Kontrolle noch nicht. Gibt es keine Kontrollen in Garbsen? Wenn wir es nachmittags gar nicht mehr zu Hause aushalten, gehe ich mit den Kindern da hin, wo möglichst wenig Menschen sind, aber das ist nicht einfach. Man kennt sich ja auch, schon so oft habe ich Mütter mit Kindern getroffen, die dann schnell zu einer Gruppe zusammen kamen und sich über die Corona-Maßnahmen aufregen, über die Politik schimpfen und trotzig reagieren nach dem Motto “ Ich lasse mit doch von den da oben nichts verbieten“. Wenn ich dann die Gruppe verlasse, werden die Augenbauen hochgezogen und hinter meinem Rücken geredet, das tut mir sehr weh. Aber so oft ich meinen Standpunkt auch vertrete, ich habe keine Chance gegen die Argumente der Anderen anzureden.

Ich habe einfach Angst mit schwer mit Corona zu infizieren, meine Eltern leben in einer anderen Stadt, ich hätte Niemanden für meine Kinder, wenn ich ins Krankenhaus müsste, das macht mir so eine wahnsinnige Angst. Deshalb bin ich vorsichtig. Gott sei Dank habe ich einen sehr netten und verständnisvollen Chef, der mich nicht all zu sehr im Homeoffice fordert, ich kann zwischendurch immer mal Pausen machen um mit den Kindern zu spielen, oder das Mittagessen zubereiten. Meine „große Tochter“ ist sehr verständnisvoll und versteht meine Erklärungen auch schon sehr gut. Wie niedlich wenn sie sagt „Mama, das ist ja nicht immer so, das Corona ist bestimmt bald wieder vorbei“.

Mit meinem 3-jährigen Sohn sieht das schon anders aus, er möchte mit anderen Kindern spielen, toben, auf dem Spielplatz dabei sein und nicht nur daneben. Das tut mir oft so leid, dass ich mich ganz schlecht fühle. Ich habe eine Freundin, die einen großen Garten hat, da dürfen wir mehrmals wöchentlich Zeit verbringen. Wie gut diese Familie das hat, die Kinder können raus, draußen spielen, auch mal eine Freundin oder Freund einladen, ohne Eltern. In meiner 60 Quadratmeter kleinen Wohnung geht das einfach nicht.

Viele meiner Bekannten Eltern mit haben ebenfalls einen Garten, leben in einem Einfamilienhaus, treffen sich aber trotzdem auf den Spielplätzen, allein wegen der anderen Muttis, zu Hause ist ja niemand zum „quatschen“ und schimpfen. Das kann ich gar nicht verstehen. Wenn meine Kinder und ich an einem Spielplatz vorbeigehen, der einfach gefühlt zu voll ist, gehen wir weiter, das machen viele Andere aber nicht, egal wie voll der Spielplatz ist. Oft schauen wir dann ein zwei Stunden später noch einmal vorbei und tatsächlich sitzen immer noch die gleichen Muttis zusammen.

Ich verfolge auch was die Politik in Garbsen so macht, oder nicht macht. Klar findet man hier und da eine Hotline für Fragen rund um die Corona-Impfung oder jetzt langsam mehrere Test-Zentren, aber wie das alles funktioniert, müsste ja so langsam jeder aus den Medien kennen, ebenfalls die wichtigsten Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, jetzt die Ausgangssperre. Aber was wird in Garbsen gezielt gegen die hohen Inzidenzzahlen getan? Was machen denn die Politiker aus dem Rathaus und unser Bürgermeister gezielt in Garbsen gegen die hohen Zahlen? Warum stehen nicht wenigstens Schilder auf den Spielplätzen und an anderen öffentlichen Plätzen die darauf hinweisen, dass man vielleicht nur eine gewisse Zeit dort verbringen sollte, oder die Personenzahl begrenzt ist? Warum können da keine Leute stehen, die vielleicht ein wenig aufpassen und aufklären?

Ich würde in der Öffentlichkeit auch mobile Testmöglichkeiten begrüßen, viele würden so ein Angebot bestimmt gern wahrnehmen, z.B. vor Wochenmärkten oder Einkaufszentren oder sogar vor Spielplätzen. Bei mir in der Nachbarschaft fällt mir immer wieder auf, dass auf Balkonen und in hauseigenen Gärten die Kontaktbeschränkungen gar nicht eingehalten werden, es wird mit mehren Leuten gegrillt und gefeiert. Ich habe es einmal gewagt eine Nachbarin darauf anzusprechen. Ich wurde beschimpft und als „Stasi-Braut“ betitelt. Menschenansammlungen sollen doch vermieden werden, warum kümmert sich denn die Stadt Garbsen nicht darum, dass dieses auch eingehalten wird? In Supermärkten z.b. habe ich das Gefühl es gibt kein Corona mehr. Kaum noch Desinfektionsmittel an den Eingängen, viel zu viel Menschen auf einmal im Supermarkt, Gedränge und Geschiebe in den Gängen.

Leider kann ich meine beiden Kinder nicht allein zu Hause lassen, wenn ich einkaufen gehen muss. Ich bin schon einige Male böse darauf angesprochen worden, warum ich meine Kinder mit zum Einkaufen nehme. Da wird aufgepasst und die Leute regen sich auf, aber fünf Minuten später steht die Dame, die sich gerade noch über mich aufgeregt hat, mit 4 Bekannten zusammen und unterhält sich, ohne Maske. Das verstehe ich einfach nicht und das macht mich so wütend und traurig.

Ich fühle mich hier in Garbsen einfach allein gelassen. Meiner Meinung nach könnte hier mehr getan werden um die Pandemie in den Griff zu kriegen. Aber vielleicht stehe ich ja  auch mit meiner Meinung alleine da? GCN, ihr könnt meinen Leserbrief auch gern bei Facebook posten, mich würde interessieren wie die Leute darüber denken. Vielleicht haben ihre Leser ja auch noch Ideen, was getan werden könnte. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen Leserbrief auch an die zuständigen Behörden oder an die Politiker weiterleiten würden, vielleicht passiert dann mal etwas in Garbsen. Das würde ich mir wünschen.

Ich weiss, dass jeder auf seine ganz eigene Weise mit der Pandemie zu kämpfen hat, was ich aber vermisse ist die Eigenverantwortung der Menschen und Verständnis und Rücksicht für Andere. Ich werde mich weiterhin an die Regeln halten, auch wenn ich nicht alle Maßnahmen nachvollziehen kann und wütend darüber bin, dass wir in Deutschland mit den Impfungen so hinterher hängen. Alles was ich machen kann um diesem „Horror“ ein Ende zu setzen, werde ich tun, damit auch meine Kindern bald wieder ein normales Leben führen können. Ich drücke für uns alle in Garbsen die Daumen, dass wir hoffentlich bald eine Inzindenz unter 50 haben, damit langsam das normale Leben wieder beginnen kann.

Eine treue Leserin mit ihren beiden, trotz allem immer noch glücklichen Kindern“.

GCN/bs