Kind in KiTa vergessen – so war es wirklich – Eltern und KiTa äußern sich

KiTa Kreuzsteinkrümel in Garbsen/GCN

Garbsen – Große Aufregung um einen Vorfall, der bereits im Januar in der KiTa Kreuzsteinkrümel in Garbsen passiert ist.

Hier wurde ein 22-Monate alter Junge in der KiTa von den Erzieherinnen übersehen und somit nach Feierabend eingeschlossen. Die Polizei musste den Jungen befreien. (Wir berichteten).

In verschiedenen Medien wurde die Situation teilweise falsch wiedergegeben, auch das Alter des Kindes war nicht richtig. Der Kleine ist 22 Monate alt und nicht 18 Monate. GCN sprach nun mit der Mutter des Kindes. Frau E. erzählt wie es wirklich abgelaufen ist:

„Die KiTa hat offiziell bis 13.45 Uhr geöffnet, bis dahin sollten alle Kinder abgeholt sein. Als ich merkte, dass ich es nicht pünktlich schaffe, rief ich meine Schwiegereltern an und bat sie, den Kleinen abzuholen, diese machten sich sofort auf den Weg. Zeitgleich wollte ich etwa gegen 13:40 Uhr in der KiTa anrufen um Bescheid zu geben, dass meine Schwiegereltern jeden Moment da sein müssten. Aber ich erreichte die KiTa nicht, es ging niemand ans Telefon. Das machte mir große Sorgen, mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf, waren meine Eltern schon da, warum meldet sich keiner in der KiTa? Dann riefen meine Schwiegereltern an, die exakt um 13:45 Uhr an der KiTa waren und sagten mir, dass dort niemand mehr sei und alles dunkel ist. Jetzt bekam ich richtig Angst. Wer hat mein Kind mitgenommen? Was war da los?“, erzählt Frau E.

Auf der Internetseite stehen die Öffnungszeiten der KiTa/GCN

„Ich nehme an, dass durch das Rütteln meiner Schwiegereltern an der Tür der Alarm ausgelöst wurde, dann sahen meine Schwiegereltern unseren Sohn hinter dem Fenster, nur mit Strumpfhose und Body, also muss er gerade aufgewacht sein. Ich denke er ist durch den Krach des Alarms und den Versuch die Tür aufzumachen wach geworden. Dann ging alles ganz schnell. Der Alarm wurde gegen 13:51 ausgelöst und die Polizei war Minuten später vor Ort, ca. um 13:54 Uhr. Gegen 14:08 Uhr war mein Kind dann frei. Glück im Unglück: Eine Hintertür war nicht verschlossen, sodass die Polizei ohne Probleme in das Gebäude kam. Später, als ich auch schon vor Ort war, kam der Vorstand und zwei Erzieherinnen zur KiTa und ja, sie entschuldigten sich sofort und waren selbst auch sehr aufgelöst, aber ich nahm das Ganze einfach gar nicht wahr, ich wollte mit meinem Kind nur noch nach Hause. Dem Vorstand der KiTa war die ganze Situation sehr unangenehm und ich es wurde ein Zettel ausgehängt, auf dem die KiTa Leitung den Vorfall bedauert“, so Frau E. weiter.

Familie E. bringt auch ganz deutlich zum Ausdruck, dass sie selbst die Presse nicht eingeschaltet hat. Den ersten Beitrag über den Vorfall las Frau E. in dem Online-Portal der Bild-Zeitung, danach kam es dann überall, wer den Vorfall der Presse weitergegeben hat, weiß Familie E. nicht.  

Die Eltern des Kleinen sind auch nicht böse und wollen auch keine Anzeige erstatten, aber das Vertrauen in die KiTa ist einfach dahin.

„Ich kann nicht beschreiben, welche Ängste ich hatte. Erst im Nachhinein kamen mir sämtliche Horror-Gedanken in den Kopf. Was wäre gewesen, wenn die Hintertür verschlossen gewesen wäre, die Befreiung nicht so schnell durchgeführt werden konnte, wenn er sich verletzt hätte, und und und… Auch Wochen nach dem Vorfall muss ich immer wieder daran denken“, so Frau E. weiter.

Dieser Zettel wurde in der KiTa Kreusteinkrümel ausgehängt./Foto: privat

Die Familie konnte den Jungen einfach am nächsten Tag nicht mehr in die KiTa bringen, das Gefühl der Eltern war einfach zu negativ. Die Familie ist der Meinung, dass so etwas passieren kann, aber nicht passieren darf. An diesem Tag sollen nur 5 Kinder dort gewesen sein, aber 4 Erzieherinnen. Das Kind schlief und es fiel Niemanden auf, als das Gebäude verlassen wurde.

Es wurde somit versäumt vor Schließung noch einmal einen Rundgang zu machen, eine sogenannte „Abholliste“ gab es auch nicht. Zum Schluss sagt Frau E. „Es ist immer leicht zu urteilen, wenn man selbst nicht betroffen ist, wenn es sich nicht um das eigene Kind handelt – gerade in den sozialen Netzwerken wird schnell unwissentlich Partei ergriffen und verurteilt, auf beiden Seiten. Wir als Eltern brauchen zu 100% Vertrauen, wenn wir unser Kind einer KiTa anvertrauen. Dieses Vertrauen ist in dieser KiTa einfach für uns nicht mehr gegeben.“

Der Vorstand der KiTa Kreuzsteinkrümel nimmt schriftlich zum Vorfall wie folgt Stellung:

Die Kreuzsteinkrümel sind ein Kindergarten und eine Krippe in Garbsen, welche durch eine Elterninitiative in Organisation und Verwaltung getragen wird.

Am 22.1.2020 haben die Erzieherinnen der Krippe “Die Kreuzsteinkrümel” in Garbsen ein im Schlafraum schlafendes Kind unbewusst allein gelassen. Die Erzieherinnen versäumten einen letzten Rundgang zu machen und schlossen die Einrichtung. Wenige Minuten später klingelten die Großeltern an der Tür und weckten dadurch vermutlich das schlafende Kind. Daraufhin wurde über die Bewegungsmelder in der Einrichtung die Alarmanlage ausgelöst und die Polizei informiert.

Wenige Minuten später war die Polizei vor Ort und gelangte über eine Hintertür in die Einrichtung. Als kurze Zeit später die Erzieherinnen und der Vorstand der Elterninitiative eintrafen, befand sich das Kind bereits wieder in der Obhut der Familie.

Die Erzieherinnen sind selbst tief erschüttert von diesem Vorfall. Sie übernehmen dafür die volle Verantwortung und entschuldigen sich aufrichtig bei der Familie und dem Kind, dass ihnen dieser Fehler passiert ist. Wir, der Vorstand und die Fachkräfte der Einrichtung, bedauern diesen Vorfall sehr und hoffen dennoch, dass wir mit allen Eltern der Einrichtung weiterhin gut zusammenarbeiten können.

Welche Konsequenzen die KiTa bezüglich der verantwortlichen Erzieherin/nnen seitens der Einrichtung gezogen hat, ist nicht bekannt. Leider hat sich die KiTa auch nicht auf die Frage geäußert welche Maßnahmen in der Zukunft ergriffen werden, um eine Wiederholung zu vermeiden.

GCN/bs