Naturschutz: Stadt legt zahlreiche Wiesenflächen an

och sieht die Fläche nicht besonders schön aus, doch hier entsteht eine prachtvolle Wiese: Beate Butsch und Lars Scheumann von der Abteilung Stadtgrün begutachten den Fortschritt der großen Wiese im Stadtpark. /Foto: Stadt Garbsen

Garbsen – Beim Spazierengehen durch den Stadtpark fallen dem aufmerksamen Betrachter derzeit brach liegende Flächen auf, die wirken als kümmere sich niemand um sie. Andererseits gibt es auch üppig wuchernde Flächen, die auf den ersten Blick verwahrlost aussehen. Die Stadt legt zahlreiche Wiesen im Stadtgebiet an, was an manchen Stellen bedeutet, dass Gräser hoch wachsen und vermeintliches Unkraut stehen bleibt. „Wir wollen dem dramatischen Insektensterben entgegenwirken und zur Biodiversität im Gebiet der Stadt Garbsen beitragen“, sagt Bürgermeister Christian Grahl.

„Bei einigen Flächen wird einfach weniger oft gemäht als das bislang der Fall war und so entsteht mit der Zeit aus eintönigem Rasen eine artenreicherer Wiese. Wir bitten um Verständnis, wenn diese Flächen auf den ersten Blick als unordentlich empfunden werden oder unschön wirken. Das kann bei nur ein- bis dreimal jährlich gemähten Flächen, wenn die ersten Stängel zu trocknen beginnen der Fall sein“, sagt Abteilungsleiterin Beate Butsch. Die Vorgehensweise sei notwendig, ein Wandel in der Betrachtungsweise notwendig.

Gerade klassisch als Unkräuter angesehene Pflanzen seien wertvoll im Naturhaushalt, erläutert die Fachfrau. Die Blüten des Löwenzahns etwa liefern Nahrung für Insekten. Die Samen und Insekten werden von Vögeln verspeist. Brennnesseln sind eine wichtige Nahrungspflanze für die Raupen verschiedener Schmetterlingsarten. Und die Blüten von Disteln werden intensiv von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen besucht. Die Samen sind beliebt bei Vögeln, nicht nur beim Distelfink. Die Blätter und Stängel verschiedener Gräser dienen Heuschrecken und Zikaden als Nahrung und ihre Samen werden von Vögeln und Mäusen gefressen.

Einige Anwohner mähen die öffentlichen Flächen vor ihrem Grundstück mit. Was bisher als Hilfe und Unterstützung gedacht war, ist heute aus ökologischer Sicht unerwünscht. Jede kleine Fläche, auf der sich Gräser, Kräuter und Blumen ungestört entwickeln können, hilft Insekten aller Art, sich zu entwickeln. „Bitte mähen Sie auch auf Ihrem eigenen Grundstück nur die Bereiche kurz, wo es unbedingt notwendig ist. Weniger oft und weniger Fläche mähen ist die Devise, sagt Butsch. „Wir brauchen mehr Wiesen, auf denen sich Insekten wohlfühlen, und jedes bisschen hilft“.

Derzeit ist die Stadt auf 11.000 Quadratmetern dabei, artenreiche Wiesen neu anzusäen. Dazu werden vorhanden Rasenflächen gefräst und eine Wiesensaatgutmischung aus heimischen Pflanzen eingesät. So ging die Stadt auf Flächen im Stadtpark in Garbsen-Mitte, am Kardinal-von-Galen Ring parallel zur Walter-Koch-Straße, an der Universität, am Bolzplatz Bassriede, im Stadtteilpark Auf der Horst, an der Hauptstraße Ecke Am Klosterweg und am Wanderparkplatz Meyenfelder Straße vor. Für die Wiesen im Stadtpark gibt es sogar einen Zuschuss von der Region Hannover. Je nach Situation werden die Wiesen zwei- bis dreimal im Jahr gemäht. Ganz ohne Mahd würden gerade die erwünschten Blütenpflanzen nach und nach verschwinden und sich Gehölze entwickeln.

„In den letzten Jahren ist nicht nur in Deutschland ein dramatischer Rückgang an Insekten aller Art festzustellen. Er betrifft sowohl die Anzahl von Insekten einer Art, als auch die Artenvielfalt, also die Biodiversität“, erläutert Butsch. Selbst Arten, die bisher als häufig galten, weisen starke Bestandseinbrüche auf. Insekten spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber und sind in der Nahrungskette lebensnotwendig für viele andere Tierarten. Die Folgen des Insektenrückgangs werden sowohl in den natürlichen Ökosystemen als auch für die Nahrungsmittelproduktion gravierend sein. „Unser Ziel ist, das Nahrungsangebot und den Lebensraum für Insekten zu verbessern. Die Stadt Garbsen sieht sich in der Verantwortung,mit ihrem Potential an Flächen zur Förderung der Insektenvielfalt beizutragen“, sagt Butsch. „Vor diesem Hintergrund bitten wir um Verständnis und Unterstützung“, ergänzt sie.

GCN/la