Schulleitungen begrüßen und unterstützen Protest der Schüler bezügl. Abschlussprüfungen

Die Schulleitung der IGS setzt sich u.a. für die eine Absage der Prüfungen ein/GCN

Garbsen – in einem Leserbrief haben sich die 10. Klassen z.B. der IGS Garbsen dafür ausgesprochen, dass die diesjährigen Abschlussprüfungen wegen der Corona-Krise abgesagt werden sollen. (Hier geht es zum Leserbrief)

Andreas Hadaschik, Schulleiter der IGS Garbsen zum Thema:

„Zu den Forderungen der Schüler*innen, die nicht nur ich, sondern eigentlich alle Schulleitungen der Gesamtschulen begrüßen und unterstützen, kann ich Folgendes sagen:

In verschiedenen Schreiben des Gesamtschulverbands, der GGG (Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule), sowie ein Schreiben des Netzwerks der Integrierten Gesamtschulen aus Stadt und Region Hannover (Q-IGS-Netzwerk, ein Zusammenschluss von 32 IGSen in Stadt und Region Hannover), haben wir unsere Bedenken bezüglich. der Prüfungen geäußert. In beiden Schreiben haben wir Schulleitungen den Kultusminister mit vielen überzeugenden Argumenten nachdrücklich dazu aufgefordert, die Abschlussprüfungen in diesem Jahr entweder ganz entfallen zu lassen oder sie lediglich auf freiwilliger Basis stattfinden zu lassen. 

Auch dem Elternrat der Niedersächsischen Gesamtschulen habe ich Argumente für ein Schreiben geliefert, das den Kultusminister davon überzeugen sollte, die Abschlussprüfungen 9/10 in diesem Jahr auszusetzen.

Leider haben weder die GGG, wir Schulleitungen des Q-IGS-Netzwerks noch die Elternvertreter auf ihre Schreiben eine Antwort erhalten! Meines Erachtens ist dies eine völlige Missachtung unseres obersten Dienstherrn den Interessen von mehr als 130 Gesamtschulen, deren Schulleitungen, Lehrkräften, Eltern und Schüler*innen in Niedersachsen. 

An dieser Stelle möchte ich nur vier Argumente für den Verzicht auf die diesjährigen Abschlussprüfungen wiederholen, die für eine Aussetzung der diesjährigen Abschlussprüfungen  für unseren Kultusminister Grund genug sein sollten, der Forderung der Verbände, Schulleitungen, Eltern und Schüler*innen nachzukommen, ohne einen „Gesichtsverlust“ (der Kultusminister meint ja, ein Verzicht auf die Abschlussprüfungen würde die Schüler*innen zu Schulabsolventen „2. Klasse“ machen) zu riskieren:

1. In einigen Bundesländern gibt es nach wie vor keine zentralen Abschlussprüfungen 9/10 (z. B. Rheinland-
Pfalz, in Berlin wurden die Abschlussprüfungen in diesem Jahr abgesagt). Die Abschlüsse werden ganz normal nach den erbrachten Leistungen der Schüler*innen im Verlauf des Schuljahres vergeben.

2. In Niedersachsen wurden die zentralen Abschlussprüfungen 9/10 erst im Schuljahr 2010/11 eingeführt.
Davor wurden die Abschlüsse ganz normal aufgrund des Notenbildes und der Kurszugehörigkeit in den
differenzierten Fächern am Ende des Schuljahres erteilt.

3. Zentrale Abschlussprüfungen werden nur an den Schulformen Hauptschule, Realschule, OBS, IGS und den HS- und
RS-Schulzweigen der Kooperativen Gesamtschulen durchgeführt. An den Gymnasien finden sie nicht statt,
d. h., ca. 40%-45% aller Schüler*innen – nämlich die Gymnasiasten – erhalten den Abschluss nach Jg. 9/10 ohne
eine Prüfung durchgeführt zu haben allein aufgrund ihrer Versetzung in den nächsthöheren Jahrgang.

4. Wie in 3. geschrieben, braucht kein Gymnasiast eine Abschlussprüfung im 9./10. Jg. durchzuführen. Ca. 40% der Zehntklässler an IGSen zeigen ein solch gutes Leistungsbild, dass auch bei totalem Versagen in den Abschlussprüfungen (was völlig unrealistisch ist) ihr Notenbild nicht derartig verschlechtert wird, dass sie den erweiterten Sekundarabschluss I nicht bekommen würden. Würde man diese Schülerklientel von den
Abschlussprüfungen befreien, hätte man die Anzahl der Prüflinge auf eine überschaubare und organisatorisch zu bewältigende Größe reduziert“, so Hadaschik zu GCN.

Nun können Schüler und Lehrer nur hoffen, dass die Entscheidung über die Abschlussprüfungen noch einmal, seitens der zuständigen Behörden, neu überdacht wird.

GCN/bs