Tourismus bricht im ersten Halbjahr ein: 54 Prozent weniger Gäste in Hannover

Flaute in der Gaststätte: Corona hat zu einem Einbruch in der Beherbergungsund Gastrobranche geführt. Unternehmen sollten die Kurzarbeit jetzt nutzen, um ihre Beschäftigten weiterzubilden, so die Gewerkschaft NGG. / Foto: NGG

Garbsen – Corona sorgt für Tourismus-Einbruch: Im ersten Halbjahr haben 502.000 Gäste Hannover besucht – das sind 54 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 52 Prozent auf etwa 987.000. Das teilt die Gewerkschaft NahrungGenuss-Gaststätten mit.

Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. Ganz Niedersachsen verzeichnete danach rund 3,4 Millionen Gästeankünfte (minus 52 Prozent). Die Zahl der Übernachtungen ging landesweit um 48 Prozent auf rund 10,8 Millionen zurück. „Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt.

Erst mussten Hotels, Pensionen, Kneipen und Restaurants über viele Wochen ganz schließen. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an“, sagt Lena Melcher, Geschäftsführerin der NGG-Region Hannover. Unter der Situation litten aber nicht nur die Unternehmen. „Die Folgen sind auch für die Beschäftigten dramatisch. Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf
nehmen – in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt“, betont Melcher. Nach dieser „Durststrecke“ blickten viele Beschäftigte nun mit Sorge auf die Herbst- und Wintersaison.

Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe in der Stadt und Region Hannover rund 26.400 Menschen (Niedersachsen: rund 160.000).
Allerdings habe die Kurzarbeit bislang einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern können. Dank staatlicher Hilfen sei eine Pleitewelle im Gastgewerbe ausgeblieben. „Die Gewerkschaften haben sich in Berlin seit Beginn der Pandemie für das Kurzarbeitergeld starkgemacht und auch durchgesetzt, dass es bis Ende nächsten Jahres verlängert wird.  So kommen Beschäftigte und Betriebe besser durch diese schwere Zeit“, sagt Melcher.

Entscheidend sei zudem, dass die Leistung nach sieben Monaten auf 80 Prozent des
Nettoverdienstes (für Eltern 87 Prozent) ansteige. „Am Ende steht fest: Jeder Kurzarbeiter ist ein möglicher Arbeitsloser weniger.“ Die Gewerkschaft NGG appelliert nun an die Unternehmen, die Kurzarbeit für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu nutzen.

„Wer wegen Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkeit einer beruflichen Weiterbildung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel, der in
Hotels und Restaurants unabhängig von der Pandemie eklatant ist. Und Beschäftigte können einen Schritt auf der Karriereleiter machen – etwa von der Küchenhilfe zur Köchin, von der Fachkraft im Gastgewerbe zum Restaurantfachmann oder Hotelfachmann“, unterstreicht Melcher.

Zudem müssten Beschäftigte auch im Gastgewerbe für die Digitalisierung fit gemacht werden. Hier berge die Krise eine große Chance. Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts waren im August bundesweit 377.000 Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes in Kurzarbeit – das ist gut jeder dritte Arbeitnehmer (34 Prozent).

In der gesamten Wirtschaft lag der Anteil der Kurzarbeitenden zuletzt bei 14 Prozent. Während des Lockdowns zwischen Anfang März und Ende April wurde laut Arbeitsagentur für neun von zehn sozialversicherungspflichtige Beschäftige im Gastgewerbe Kurzarbeit beantragt.

GCN/pk