Zwischen Bildungsförderung und Ablenkungsrisiko – Handys in der Schule auf dem Prüfstand

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Garbsen/Deutschland – Zwischen Bildungsförderung und Ablenkungsrisiko – Handys in der Schule auf dem Prüfstand

In Deutschland und anderen Ländern wird aktuell intensiv über ein mögliches Handy-Verbot an Schulen diskutiert. Während einige Länder wie Großbritannien, die Niederlande, Frankreich, Italien und Portugal bereits Schritte in Richtung eines solchen Verbots unternommen haben oder planen, dieses umzusetzen, steht der deutsche Lehrerverband einem generellen Verbot skeptisch gegenüber.

Deutsche Lehrer gegen ein generelles Verbot

Der deutsche Lehrerverband hat sich klar gegen ein generelles Handy-Verbot an Schulen ausgesprochen. Die Begründung liegt vor allem in der praktischen Durchsetzbarkeit eines solchen Verbots. Verbandspräsident Stefan Düll betont, dass ein absolutes Verbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich nicht umsetzbar sei. Viele Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder für kurzfristige Absprachen, etwa im Fall von Unterrichtsausfällen, erreichbar bleiben.

Internationale Perspektiven

In Großbritannien hingegen plant die Regierung ein komplettes Verbot der Handynutzung für Schülerinnen und Schüler, auch in den Pausen. Bildungsministerin Gillian Keegan verweist auf Warnungen der UN-Bildungsorganisation UNESCO, die auf die Risiken von Ablenkung, Cybermobbing und Bedrohungen der Privatsphäre durch mobile Endgeräte hinweist. Ähnliche Überlegungen gibt es auch in den Niederlanden, wo ab dem kommenden Jahr ein Handy-Verbot greifen soll, um Ablenkungen durch soziale Medien und andere Apps während des Unterrichts zu vermeiden.

Kritik und alternative Ansätze

Kritiker eines generellen Handy-Verbots, wie der deutsche Lehrerverband, betonen die Notwendigkeit eines differenzierten Umgangs mit digitalen Geräten in der Schule. Statt eines flächendeckenden Verbots plädieren sie für einen Ansatz, der die Schülerinnen und Schüler in den Umgang mit digitalen Medien einbezieht und sie zu einem verantwortungsvollen Einsatz ermutigt. Ein solches Vorgehen könne auch dazu beitragen, digitales Mobbing effektiver zu bekämpfen, indem spezifische Maßnahmen und Aufklärung im Fokus stehen.

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg betonte jedoch, dass Grundschüler „im Prinzip“ noch kein Handy benötigten und bei Smartphones oft von den Angeboten überfordert seien. Anstatt eines Verbots sollten Erziehungsberechtigte und Lehrer die Kinder eng begleiten, um sie an eine sinnvolle Handynutzung heranzuführen.

GCN/bs