Garbsen – Seit längerer Zeit ist Garbsen einsamer Spitzenreiter, was die Inzidenzwerte (Neuinfektionen der letzten 7 Tage pro 100.000 Einwohner) betrifft. Es gibt Stand heute in der gesamten Region Hannover nicht so viele Neuinfektionen wie in Garbsen. Heute liegt der Inzidenzwert für Garbsen bei 331, das ist erschreckend hoch.
Das mag teilweise durch die Corona-Ausbrüche bei Amazon und dem Alten- und Pflegeheim Haus der Ruhe in Garbsen zu erklären sein, aber wo kommen die anderen Corona-Infizierten her? Das wissen wir nicht. Egal wo es mehrere Corona-Fälle gibt, man will das nicht an die “öffentliche Glocke” hängen, seitens der Unternehmen und öffentlichen Einrichrichtungen teilweise verständlich, aber hilfreich ist das nicht.
Warum werden größere Infektionsaufkommen der Öffentlichkeit erst einmal verschwiegen?
Da steigen täglich viele Bürgerinnen und Bürger mit Amazon-Mitarbeitern/innen in einen Bus oder Straßenbahn und ahnen nicht einmal, dass hier vielleicht zig Leute infiziert sind, ohne es zu wissen. Da besuchen Freunde und Bekannte Menschen im Alten- und Pflegeheim obwohl es dort seit Wochen bereits positive Corona-Fälle gibt. Wenn die tatsächlichen Zahlen durch Nachfragen der Presse bei der Region Hannover dann auch bekannt werden und öffentlich gemacht werden können, ist es oft schon viel zu spät, die Anzahl der Infizierten sehr hoch. Wir als Presse bekommen oft Tipps von Lesern/innen um dann die Recherche zu beginnen, die Zeit kostet, unnötige Zeit. Dann tappt die Presse auch erst einmal im Dunkeln, es werden Presseanfragen versendet und nachgefragt, nachgehakt und das dauert oft mehrere Tage. In diesem Fall war es ein Treffer, es handelte sich tatsächlich um das Verteilzentrum Amazon in Garbsen. Deshalb konnte GNC schon am nächsten Tag nach Bekanntwerden darüber berichten. Im Fall Amazon hat Bürgermeister Christian Grahl am 14. Dezember auf einer Ratssitzung informiert, dass ein Unternehmen aus Garbsen einen Corona-Ausbruch zu verzeichnen hat, aber mehr Informationen gab es nicht. Die tatsächlichen Informationen kamen dann von der Region Hannover und auf Nachfrage von Amazon selbst.
Wäre es nicht sinnvoller die Bevölkerung frühzeitig zu informieren, wenn mehrere Corona-Fälle bekannt sind, egal wo? Vielleicht nimmt dann der Eine oder Andere nicht unbedingt die Bahn wenn bei Amazon Schichtwechsel ist, oder man verzichtet auf den Besuch im Altenheim? Die Menschen in Garbsen haben so keinerlei Möglichkeiten selbst zu reagieren, sich und Andere zu schützen, wenn man von Nichts weiß. Es fängt ja meistens erst einmal mit wenigen positiv getesteten Personen an, wenn hier dann schon Informationen an die Bürgerinnen und Bürger möglich wären, könnte man so vielleicht einen rasanten Anstieg zumindest “einbremsen”.
Zu erwähnen sind auch die Corona-Fälle an den Schulen. Zwar wurden überall ordnungsgemäß die Gesundheitsämter und auch die Eltern informiert, aber die Öffentlichkeit bleibt außen vor. Wenn man hier detailliertere Informationen herausgeben würde, könnte man sicher die eine oder andere Ansteckung vermeiden. Natürlich ist der Datenschutz wichtig und gut, aber wir haben besondere Zeiten mit einer Pandemie, die noch Niemand von uns in diesem Ausmaß erlebt hat. Sicher ist auch, dass weder Namen noch Wohnort von Infizierten Personen genannt werden dürfen und sollen, das versteht sich von selbst. Aber öffentliche Einrichtungen, Einrichtungen wo Besucher ein Thema sind, Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitern könnten mit einer frühzeitigen Bekanntgabe mitwirken, dass die Menschen selbst Maßnahmen ergreifen können, die der Ausbreitung des Virus entgegenwirkt.
Neue Wege gehen, oder unbedingt an dem Gewohnten festhalten? Zuständigkeiten sollten gebündelt werden.
Damit Garbsen den Corona-Anstieg in den Griff bekommt, muss noch Einiges passieren, aber was? So lange die Verantwortlichen wie Unternehmensinhaber, Manager, Schulleiter, Lehrer, und andere Institutionen nur hinter vorgehaltener Hand über Corona-Fälle in Ihrer Einrichtung oder in ihrem Unternehmen sprechen und vermeiden wollen, dass die Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, hilft das wenig. Je mehr Transparenz hier möglich gemacht wird, desto mehr können die Menschen sich selbst und Andere vor einer Infektion schützen. Die Stadt Garbsen beispielsweise hatte zwar von diversen Corona-Fällen an Schulen Kenntnis, aber an die Öffentlichkeit kamen die Zahlen nicht, auch hier musste die Landesschulbehörde kontaktiert werden und auch das Gesundheitsamt. Wertvolle Zeit, die man für eine frühzeitige Information an die Öffentlichkeit hätte nutzen können. GCN würde sich wünschen, dass die Stadt Garbsen enger und transparenter mit öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und Institutionen zusammenarbeiten würde und frühzeitig Informationen an die Bevölkerung durch die Presse weitergibt. Die Gesundheitsämter sind immer noch hoffnungslos überlastet.
GCN bittet alle Leser/innen um Rücksichtnahme und Einhaltung der Corona-Maßnahmen.
GCN/bs