Ist das Modell „Stadtschützenfest“ ein Flop? – Ein Kommentar von Bianca Schulze

Wenig Besucher/innen auf dem Stadtschützenfest ist Osterwald/GCN

Garbsen – 2019 fand vor der Corona-Pandemie das 1. Stadtschützenfest in Meyenfeld statt. Schon damals ging die Rechnung nicht wirklich auf. Pech gab es damals auch mit dem Wetter, es schüttete das ganze Wochenende lang. Fazit: Das Fest war schlecht besucht. Lesen Sie dazu: Ließ das schlechte Wetter das Stadtschützenfest buchstäblich im Regen stehen?

Der Plan ist, dass sich jedes Jahr ein anderer Schützenverein aus den einzelnen Stadtteilen ins Zeug legt, um das Stadtschützenfest zu organisieren. Die Stadt Garbsen will in den kommenden Jahren die jeweiligen Ausrichter mit 6.000€ unterstützen. Jetzt nach der Pandemie fand endlich das Stadtschützenfest in Osterwald-Oberende statt. Auch der ehemalige Bürgermeister Christian Grahl war anwesend, dieser hatte sich damals für das Stadtschützenfest stark gemacht. Im Herbst ist Stelingen dran mit der Ausrichtung eines Stadtschützenfestes. Lesen Sie auch: Stadtschützenfest im September: Stelinger sind Ausrichter, erste Termine für Bürgerschießen stehen fest

Das Wetter konnte nicht besser sein, also normalerweise hatten wir beste Voraussetzungen für ein Schützenfest. Trotzdem, von Schützenfest konnte man in Osterwald Oberende am Wochenende wirklich nicht sprechen. Man hatte das Gefühl, dass lediglich die Schützen/innen ein eigenes Dorf-Fest für sich selbst veranstaltet haben.

Kaum Buden, kein Auto-Scooter, altes Kinderkarussell 

Hatte man damals in Meyenfeld wenigstens noch einen Auto-Scooter , welches noch den einen oder anderen Jugendlichen anlockte, mussten die wenigen Besucher/innen sich hier mit 3-4 Buden zufrieden geben und einem mehr als in die Jahre gekommenden Kinderkarussell, welches jedes Kind was älter als 4 Jahre war, zum Gähnen brachte.

Vielleicht ist die Idee des Stadtschützenfestes ein Flop – es sieht zumindest so aus

Im Herbst findet nun das nächste Stadtschützenfest in Stelingen statt, das Wetter kann auf jeden Fall nicht besser sein als am letzten Wochenende. Es ist durchaus verständlich, dass es sicher nicht einfach ist, Schausteller auf Garbsens Dörfer zu locken. Hoher Personaleinsatz, wenig Besucher/innen, wer will das schon? Viele kleine Schausteller haben die Pandemie nicht überstanden. Die Preise für Bratwurst, Getränk und Co sind so hoch wie noch nie. Ein Satz Dosenwerfen für 3.50 Euro, das muss man sich leisten können. Eine Familie mit einem Kind hat sich auf dem Absatz wieder umgedreht und hat den Festplatz wieder verlassen. „Wir haben gedacht, dass wir unserem Kind wenigstens ein wenig Abwechslung auf dem Schützenfest bieten können, aber hier gibt es ja gar nichts.“, so die Familie.

Der ehemalige Bürgermeister Christian Grahl fand den Weg nach Garbsen/GCN

Die Zeiten haben sich geändert – das sollten wir auch beim Schützenfest berücksichtigen

Ja, es hat sich vieles geändert, vor vielen Jahren war es toll Mitglied in einem Fanfarenzug oder im Schützenverein zu sein, ein Instrument zu spielen und an den Ausmärschen teilzunehmen. Das Schützenfest in Garbsen auf dem Gelände des Planetencenters bot diverse Fahrgeschäfte, Essen und Trinken war schon immer teuer, aber bezahlbar, heute sieht das Ganze anders aus. Die Preissteigerungen in fast allen Lebensbereichen lassen die Menschen vorsichtig sein, mit jedem Cent den sie ausgeben. Die Schützenvereine finden kaum noch Nachwuchs, viele ältere Mitglieder sind nach und nach verstorben, es kommt kaum junger Nachwuchs hinterher.

Stadtfest auf dem Rathausplatz war guter Ausgleich – warum nicht auch dort ein Schützenfest von und für alle?

Das Stadtfest in Garbsen auf dem Rathausplatz war ein guter Ausgleich zum Garbsener Schützenfest. Leider findet auch in diesem Jahr kein Stadtfest statt, ob es in der bekannten Form überhaupt noch einmal stattfindet ist fraglich. Wäre es nicht besser dort ein Schützenfest stattfinden zu lassen, welches den Namen Schützenfest auch verdient? Alle Schützenvereine könnten sich zusammentun und ein großes, gemeinsames Fest feiern, welches auch wirklich Besucher/innen anlockt. Das Stadtfest lockte Jahr für Jahr Tausende Menschen an, Besuchermangel gab es hier nicht. Lediglich musste ein Stadtfest wegen Sturm und Starkregen abgebrochen werden, aber das kann heute zu Tage leider immer passieren.

Wenn das Schützenfest nicht ganz aussterben soll, dann holt es in die Mitte

Man sollte das Konzept Stadtschützenfest vielleicht noch einmal überdenken. Wäre es nicht doch sinnvoll andere, bessere Lösungen dafür zu finden? Vor allem im Hinblick darauf, dass ein Garbsener Schützenfest auch für alle Garbsener/innen interessant und gut besucht sein sollte?

Anmerkung: Wie die Redaktion erfahren hat, haben wir hier fälschlicherweise die Bezeichnung „Stadtschützenfest“ genutzt. Der Beitrag soll sich trotzdem auf die Schützenfest-Situation allgemein in Garbsen beziehen.

GCN/Bianca Schulze/Chefredakteuerin