Garbsen – Nie wieder vergessen – Erster Stolperstein in Garbsen erinnert an Fritz Wehde.
Ein stiller Moment, ein glänzender Stein – und eine große Geste gegen das Vergessen: In Garbsen-Horst wurde am Sonntag der erste Stolperstein der Stadt verlegt. Er erinnert an den kleinen Fritz Wehde, der 1945 im Alter von nur fünf Jahren Opfer des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms wurde. Der Gedenkstein liegt nun vor seinem Geburtshaus in der Andreaestraße – sichtbar für alle, ein Mahnmal gegen das Verdrängen.
Der Künstler Gunter Demnig, der das europaweite Stolperstein-Projekt ins Leben gerufen hat und bereits mehr als 100.000 dieser Gedenksteine verlegte, kam persönlich nach Garbsen, um den ersten Stein hier zu setzen. Unterstützt wurde die Initiative von der Gruppe „Omas gegen Rechts“ und der Stadt Garbsen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, darunter Zeitzeugen, Schülergruppen, Initiativen und Angehörige, nahmen an der bewegenden Zeremonie teil.
Nach dem Sonntagsgottesdienst führte ein stiller Gedenkspaziergang zur Andreaestraße. Dort ließ Gunter Demnig den Stolperstein in das Pflaster ein. Anschließend versammelten sich die Teilnehmenden im Gemeindesaal, um Reden zu lauschen und gemeinsam zu gedenken.
Stellvertretender Bürgermeister Rüdiger Kauroff fand eindringliche Worte: „Der Name dieses Kindes ist nun nicht mehr in Akten verborgen, sondern steht sichtbar für alle auf diesem kleinen Messingstein. Wir geben Fritz Wehde eine würdige Erinnerung.“ Besonders dankte er auch den Angehörigen – stellvertretend dem Neffen Dirk Wehde – sowie den „Omas gegen Rechts“ für ihren unermüdlichen Einsatz.
Ein ermutigendes Zeichen kam auch von der Schülergruppe des Johannes-Kepler-Gymnasiums, die sich künftig um die Pflege des Steins kümmern wird. Die Stadt Garbsen übernahm die Verwaltungskosten und unterstützte die Veranstaltung organisatorisch. Ein begleitender Flyer informiert über die Lebensgeschichte von Fritz Wehde, der 1944 aus seiner Familie gerissen und wenige Monate später in einer sogenannten „Kinderfachabteilung“ in Lüneburg unter ungeklärten Umständen ermordet wurde.
Mit der Verlegung dieses Stolpersteins beginnt in Garbsen ein öffentliches Erinnern – gegen das Vergessen und für eine wache Zivilgesellschaft.
GCN/bs