So hat Garbsen gewählt – Analyse und Stimmen aus der Garbsener Politik

Das sagen Garbsener Politiker zum Wahlergebnis/GCN

Garbsen – So hat Garbsen gewählt – Analyse und Stimmen aus der Garbsener Politik.

Die Bundestagswahl 2025 hat bundesweit für Bewegung in der politischen Landschaft gesorgt – auch in Garbsen zeigen die Ergebnisse deutliche Trends und Herausforderungen. Während die CDU mit 27 % stärkste Kraft bleibt, konnten SPD und FDP nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Gleichzeitig erzielte die AfD in mehreren Stadtteilen hohe Stimmenanteile, was viele Lokalpolitiker als Warnsignal verstehen.

Wahlbeteiligung und Stadtteiltrends

Die Wahlbeteiligung in Garbsen lag durchschnittlich bei rund 60 % und schwankte zwischen 53 % (Auf der Horst) und 70 % (Heitlingen). Die CDU dominierte in fast allen Stadtteilen, mit stärkeren Ergebnissen in den ländlichen Gebieten wie Stelingen (33,94 %) und Meyenfeld (33,33 %). Die AfD konnte in einigen Stadtteilen überraschend hohe Werte erzielen, insbesondere in Altgarbsen (24,00 %), Osterwald o.E. (25,87 %) und Meyenfeld (23,00 %).Die SPD verlor an Boden, bleibt aber in Stadtteilen wie Auf der Horst (24,59 %) weiterhin stark.

Politische Reaktionen auf das Wahlergebnis
Wir haben die wichtigsten Stimmen der Garbsener Politik zu den Wahlergebnissen zusammengetragen. Die Reaktionen zeigen eine Mischung aus Selbstkritik, klaren Herausforderungen und einem Blick in die Zukunft.

Florian Koschik (FDP Garbsen): „Die FDP vor Ort tickt anders als im Bund“ Die FDP musste bundesweit Verluste hinnehmen – auch in Garbsen. Florian Koschik sieht das Ergebnis als Erwartung und Herausforderung zugleich:

„Wir haben mit einem schlechten Ergebnis gerechnet, weil wir schon länger der Meinung sind, dass die FDP in der Ampel zu viele Dinge mitgetragen hat, die fernab von den realen Sorgen der Menschen sind. Unser Ziel ist es nun zu zeigen, dass die FDP vor Ort anders tickt als im Bund. Wir denken langfristig für Garbsen, nicht nur von Wahl zu Wahl.“
Ein besonderes Anliegen sei es, eine verantwortungsbewusste Haushaltspolitik zu betreiben:

„Die Gefahr besteht, dass wir im Bund auf Kosten zukünftiger Generationen Schulden aufnehmen. Leider wird diese Vorgehensweise auch von einigen Parteien in Garbsen bereits praktiziert.“

Claudio Provenzano (SPD, Bürgermeister von Garbsen): „Kommunale Verantwortung stärken“
Als Bürgermeister von Garbsen setzt Provenzano auf langfristige kommunale Lösungen. Das Wahlergebnis sieht er als Auftrag, den Bürgerdialog weiter zu intensivieren:

Foto: Stadt Garbsen

„Wir sind zuständig für Kinderbetreuung, Schulen, Feuerwehren und Infrastruktur. Damit wir diese Aufgaben erfüllen können, müssen Bund und Land uns finanziell besser ausstatten. Ein Großteil der erwirtschafteten Mittel muss in den Kommunen verbleiben.“ Zudem betont Provenzano die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts:

„Die Wahlergebnisse zeigen, dass viele Menschen Sorgen haben. Diese Sorgen müssen wir ernst nehmen. Gleichzeitig zeigt die hohe Wahlbeteiligung, dass es ein großes Interesse an unserer Demokratie gibt. Ich setze auf eine sachorientierte Politik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.“

Philipp Salinski (CDU Garbsen): „Ein Warnsignal – aber auch ein Auftrag für die CDU“ Als stärkste Kraft in Garbsen sieht die CDU das Wahlergebnis als Bestätigung, aber auch als klare Herausforderung:

Foto: privat

„Mit 27 % der Stimmen bleibt die CDU in Garbsen die stärkste Kraft. Dieses Wahlergebnis zeigt: Die Bürger wollen eine verlässliche Politik der Mitte und einen politischen Wechsel. Dies ist ein gutes Signal für die Kommunalwahl im kommenden Jahr.“
Besonders die hohen AfD-Stimmenanteile seien besorgniserregend:

„Viele Bürger fühlen sich von der aktuellen Politik nicht vertreten. Die CDU nimmt diese Sorgen ernst, ohne populistische Parolen zu bedienen. Wir stehen für konkrete Lösungen statt Protestwahlen.“
Zudem betonte Salinski die Bedeutung eines starken CDU-Vertreters in Berlin: „Mit Hendrik Hoppenstedt haben wir einen erfahrenen Wahlkreiskandidaten, der sich für unsere Region stark macht.“

Ralph Dollenberg (Sprecher der Grünen Garbsen): „Soziale Gerechtigkeit muss Realität werden“
Die Grünen erzielten bei dieser Wahl das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte, auch wenn die Ergebnisse zwischen den Ortsteilen stark schwanken. Ralph Dollenberg betont die Anstrengungen im Wahlkampf:

Foto: Grüne garbsen.de

„Unser intensiver Wahlkampf hat sich bemerkbar gemacht – wir haben an zahlreichen Haustüren geklopft, Plakate aufgehängt, Infostände besetzt und viele Gespräche im Grünen Zentrum sowie an anderen Orten geführt. Besonders danken wir unserer Direktkandidatin Jessica Peine, deren unermüdlicher Einsatz Garbsen in der Region Hannover stärker sichtbar gemacht hat.“
Ein großes Thema sei die gesellschaftliche Spaltung, die sich auch in den Wahlergebnissen zeige:

„Die unterschiedlichen Wahlergebnisse in den Ortsteilen spiegeln die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit wider. Unser Ziel bleibt es, allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – unabhängig von ihrem Einkommen oder Wohnort. Gerade in diesen Zeiten müssen wir als demokratische Parteien gemeinsam Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass soziale Gerechtigkeit nicht nur ein Versprechen bleibt, sondern Realität wird.“
Die Grünen wollen weiterhin den Dialog mit den Bürgern suchen:

„Wir werden weiterhin mit den Bürgerinnen und Bürgern im Gespräch bleiben, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen unserer Stadt zu finden.“

Ein Wahlergebnis mit klaren Botschaften
Die Wahl in Garbsen zeigt eine fortschreitende Polarisierung: Während die CDU ihre Position behauptet, verliert die SPD weiter an Rückhalt. Die AfD verzeichnet hohe Stimmenanteile, was viele Politiker als deutliches Warnsignal deuten. Die FDP sieht sich vor der Herausforderung, auf lokaler Ebene klarer gegenüber der Bundespolitik aufzutreten. Die Grünen sehen die soziale Ungleichheit als eine der zentralen Herausforderungen.

Trotz Anfrage hat die AfD Garbsen keine Stellungnahme abgegeben.

GCN/bs