Wanderausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ bei Möbel Hesse eröffnet

Bild: von links: Robert Andreas Hesse, Lilia Antipow, Editha Westmann, Claudio Provenzano, Pfarrer Christoph Lindner, Foto: BdV Niedersachsen.

Garbsen – Zu der Eröffnung der Ausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ waren zahlreiche Gäste auf Einladung der Niedersächsischen Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Editha Westmann, in den Naturpavillon bei Möbel Hesse gekommen. Diese beeindruckende Ausstellung wird erstmalig in Niedersachsen gezeigt.

Sie wurde im Haus Deutscher Osten in München konzipiert und bietet dem Besucher der Ausstellung auf 16 Stellflächen einen interessanten Einblick in die Ess- und Trinkkultur der deutschen Heimatvertriebenen und Aussiedler. Im Rahmen der Eröffnungsfeier berichtete Editha Westmann, dass die Ausstellung bereits 2021 gezeigt werden sollte, jedoch aufgrund der pandemischen Lage um ein Jahr
verschoben werden musste und nun zeitgleich zum Tag der Niedersachsen an den Start gehen konnte.

Sie habe bei der Planung der Ausstellung nach einem Ort gesucht, der Heimatverbundenheit ausstrahlt, über ein besonderes Ambiente verfügt, Publikumsverkehr hat, gut erreichbar ist und den Besuchern ein rundherum Wohlfühlpaket bietet. Schnell sei sie bei diesen Anforderungen auf Möbel Hesse gestoßen. Dort zeigte man von der Idee einer solchen Ausstellung begeistert. „Der Naturpavillon ist perfekt für unsere Ausstellung. Ich freue mich sehr und bin Herrn Hesse und seinen Mitarbeitenden ausgesprochen dankbar für die hervorragende Zusammenarbeit und die große Unterstützung, damit dieses Projekt überhaupt realisiert werden konnte.“, so Editha Westmann.

Auch der Garbsener Bürgermeister Claudio Provenzano war unter den Gästen und betonte in seinem Grußwort unter anderem, wie schwer das Schicksal des Heimatverlustes sei. Er hoffe, dass die aus der Ukraine geflüchteten Menschen bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können und nicht ihre Heimat für immer verlieren, wie die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge am Ende des Zweiten Weltkrieges. Pfarrer Christoph Lindner aus Garbsen, der selbst schlesische Wurzeln hat, berichtete in einer sehr emotionalen Rede von dem Schicksal seiner Familie und der eigenen Verbundenheit zu Schlesien. Natürlich habe auch er durch seine Eltern die schlesische Küche kennen und schätzen gelernt. Doch die persönliche Bindung an die alte Heimat sei durch die Erzählungen der Eltern entstanden. Es sei stolz
darauf schlesische Wuzeln zu haben.

Lilia Antipow, Leiterin der Bibliothek und der Medienabteilung im Haus Deutscher Osten in München war extra zur Eröffnung der Ausstellung angereist und führt die Gäste in die Ausstellung ein. Hungerjahre und Überfluss, Familienrezepte, die Wiedergründung von Firmen und die Herstellung altbekannter Produkte,
Identitätserhalt und Integration – all das bestimmte das Leben und den Alltag vieler Deutscher aus dem östlichen Europa, ob sie nach 1945 als Flüchtlinge und Vertriebene oder im Lauf der folgenden Jahrzehnte als Aussiedler und Spätaussiedler nach Deutschland kamen.

Die Ausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ zeigt neben diesen Themen auch die landwirtschaftliche Vielfalt der Herkunftsregionen der Deutschen aus dem östlichen Europa und stellt typische Gerichte vor, seien es aufwendige Resteessen, Knödel und Nocken, Klopse oder die süßen Bienenkörbe und Damenkaprizen. Die Kartoffel war allerdings in allen Regionen ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Daher steht sie auch im Mittelpunkt der Ausstellung. Neben den Stellwänden sind in einer Vitrine und in einem Regal Exponate zum Thema zu sehen, hinter denen zum Teil ganz besondere Geschichten oder Erinnerungen stecken. Die Exponate wurden leihweise aus dem Privatbesitz von Peter Winkler aus Rössing und Dr. Idis Hartmann, die mit über 90 Jahren noch immer das Heimatmuseum in Bad Zwischenahn betreibt, zur Verfügung gestellt.

Der Hausherr des Veranstaltungsortes, Robert Andreas Hesse, eröffnete die Ausstellung im Anschluss. Er betonte, dass es ihm stets wichtig sei, Menschen zusammenzubringen, um ein gutes Miteinander zu leben. Eine Ausstellung sei eine hervorragende Gelegenheit dazu. Die Eröffnung wurde musikalisch von dem Duo Bernsteinmosaik aus Garbsen begleitet. Beide Musiker haben einen direkten Bezug zum Thema Heimatvertreibung und Aussiedlung. Alexander Barsch, dessen Großmutter aus Westpreußen stammt und im Zuge des Zweiten Weltkrieges fliehen musste, verarbeitet die Erinnerungen der Oma in seinen Kompositionen. Oxana Voytenko kam 2010 aus Kaliningrad (ehemals Königsberg in Ostpreußen) mit ihren Eltern nach Deutschland. Sie ist bereits seit der frühen Kindheit eng mit der Musik verbunden.

Das wundervolle öffentliche Konzert zur Ausstellung bei Möbel Hesse wurde durch das Projekt „Niedersachsen dreht auf“ vom Land Niedersachsen unterstützt. Editha Westmann bedankte sich bei den Rednern der Eröffnungsveranstaltung mit einem Augenzwinkern und – ganz dem Thema angepasst – mit einer Tüte Frühkartoffeln aus der Region. Für den Herbst planen Robert Andreas Hesse und Editha Westmann bereits das nächste Event. In der Kochschule sollen Gerichte aus den ehemaligen deutschen
Gebieten angeboten werden.

Die Ausstellung ist noch bis einschließlich Samstag, 18. Juni 2022 im Naturpavillon bei Möbel Hesse zu sehen. An der Information des Möbelhauses stehen Rezepthefte, begleitend zur Ausstellung, kostenlos zur Verfügung.

GCN/nh