Diese Garbsener/innen hatten Corona – es kann so oder so ausgehen!

Drei Menschen aus Garbsen, die an Corona erkrankt waren /GCN

Garbsen – Immer lauter werden die skeptischen Reaktionen bezüglich des Corona-Virus – auch in Garbsen. So wurden immer wieder Kommentare in den sozialen Netzwerken gepostet, wie „komisch, dass niemand einen Corona-Fall in Garbsen kennt, das ist doch eh alles nur erfunden, nur Panikmache, Masken überflüssig“, usw.

GCN wollte es genauer wissen und hat Menschen aus Garbsen gesucht, die sich nachweislich (uns liegen die entsprechenden Nachweise jeder Person vor) mit dem Corona-Virus infiziert haben. Spontan haben sich drei Personen gemeldet, die ausführlich über ihre eigenen Erfahrungen gesprochen haben:

Holger Z. aus Garbsen-Havelse zu GCN:

„Ich bin 55 Jahre alt und meine gesamte Familie war mit Corona infiziert. Allerdings waren die Symptome bei mir selbst am ausgeprägtesten. Meine Frau (53) und unsere Söhne (18+22 ) hatten wenig bis keine Symptome. Angesteckt hatte ich mich bei einem Arzt, der bei meiner Mutter Ende März den Totenschein ausgestellt hat, sie verstarb an Krebs. Zu dem Zeitpunkt wusste aber der Arzt selbst auch noch nichts von seiner Corona- Infektion. Gott sei Dank konnte hier die Infektionskette schnell nachvollzogen werden. Tatsächlich bekam ich dann auch Husten und Schnupfen, Geschmacksverlust und starke Gliederschmerzen. Hals- und Kopfschmerzen hatte ich auch. Ebenso ein starkes Mattheitsgefühl. Am Anfang der Pandemie wurde mein ältester Sohn drei Mal negativ getestet, blieb dann letztlich auch negativ.

Holger Z. aus Havelse/Foto: privat

4 Tage ging es mir richtig schlecht- 2 Tage zusätzlich mit Fieber, dann ging es langsam wieder bergauf. Behandelt habe ich mich selbst mit den üblichen Grippe-Medikamenten aus der Apotheke. Gott sei Dank schlug die Krankheit nicht auf meine Atemwege, ich bin Asthmatiker, deswegen habe ich auch vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Trotzdem würde ich mich selbst nicht als Risiko-Patient einschätzen. Angst hatte ich zu keinem Zeitpunkt, lediglich ein unangenehmes Gefühl, aber ich bin von Haus aus kein ängstlicher Mensch. Allerdings mache ich nun mehr Sport, gezielt für die Atemwege – es kann nicht schaden hier die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken. Bei mir persönlich ist die Krankheit relativ harmlos dahergekommen, aber das muss nicht bei anderen Menschen so sein. Was mich persönlich ärgert ist, es wird viel darüber aufgeklärt wie man sich vor einer Infektion schützen kann, aber nicht wie man sie bei einem relativ leichtem Verlauf behandelt. Da sollten die Ärzte intensiver drauf eingehen und Corona-Patienten mit ausreichend Informationen und Maßnahmen versorgen“.

Nicole (36) aus Osterwald: Ich hatte Todesangst

„Ich habe mich Ende März, als ich zur Beerdigung meines Opas in die Heimat (Brandenburg) gefahren bin (bewusst ohne Familie!), bei meinem Vater mit Covid19 angesteckt. So auch meine Geschwister und meine Mama (die ja im selben Haushalt mit meinem Vater leben). Am Abend der Beerdigung mussten wir für meinen Vater (60 Jahre) den Rettungswagen rufen, weil es ihm auf einmal sehr schlecht ging. Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand dass er Corona-positiv war, wir haben es aber vermutet und uns selbst in Quarantäne begeben. Die Bestätigung kam dann auch nach 24 Stunden.

Ich bin dann selbst ganz 3,5 Wochen allein in Brandenburg geblieben, weil ich meinen Mann und die Kinder nicht anstecken wollte. Ich habe in dieser Zeit meinen Geburtstag, meinen Hochzeitstag und Ostern ohne meine Familie verbracht. Zusätzlich die Angst um meinen Vater. Ich selbst hatte starken Husten, etwas Schnupfen und Geruchsverlust. Also recht „einfache“ Symptome.

Foto: Themenbild

Nur wegen des Hustens musste meine Quarantäne verlängert werden. Ende April durfte ich dann endlich wieder nach Osterwald zu meiner Familie. Trotzdem kann ich sagen, dass ich Todesangst hatte, immer meinen 60-jährigen Vater vor Augen, der fast 4 Monate in Koma lag und beatmet werden musste. Mein Vater hatte vor Corona zwar Diabetes und Bluthochdruck, war damit in Behandlung und nahm Tabletten, deshalb haben wir ihn auch nicht mit damals 59 Jahren als Risikopatient eingestuft. Sein 60. Geburtstag war dann schon in der Klinik. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass die Krankheit auch bei mir einen derart schlimmen Verlauf nehmen könnte, dass ich zusätzlich noch psychische Probleme (Angst) bekam, die mein Leben nicht leichter machte.

Gott sei Dank konnte ich durch meine lange Abwesenheit verhindern, dass sich meine Familie mit Corona bei mir ansteckte, aber meinem Vater geht es heute noch sehr schlecht. Zwar liegt er mittlerweile nicht mehr in Koma und muss auch nicht mehr beatmet werden, aber keiner weiß wie das Ganze ausgeht. Jetzt drohen teilweise Organe zu versagen. Mein Vater befindet sich noch immer in stationärer Behandlung im Krankenhaus.

Mich macht es wütend, wenn die Menschen sich nicht an die Regeln halten und Corona als Erfindung irgendwelcher Politiker sehen oder als Panikmache abstempeln. Meine Familie und ich haben jeden Tag mit meinem Vater vor Augen was eine Corona-Infektion anrichten kann. Ich selbst würde gern freiwillig auf noch mehr Dinge verzichten, um anderen Menschen dieses Drama zu ersparen. Aber was nützt es, wenn die Leute weiterhin in Risiko-Gebieten Urlaub machen und das Virus erneut einschleppen? Ich bin Arzthelferin von Beruf und trage den ganzen Tag einen Mund-Nasenschutz. Natürlich ist das nicht angenehm, aber ich möchte mich selbst und Andere schützen, deshalb ist das für mich selbstverständlich. Die meisten Leute müssen den Schutz lediglich eine Zeit lang tragen, beim Einkaufen, oder in Bus und Bahn, meiner Meinung nach sollte das nicht so vernachlässigt werden. Das was mein Vater und somit die ganze Familie hier durchmacht ist unglaublich belastend – deshalb bitte ich meine Mitmenschen um Rücksichtnahme und Einhaltung der Corona-Regeln. Warum ich anonym bleiben will? Nur wenige Menschen kennen meine Geschichte, wenn ich die vielen negativen Kommentare im Internet sehe, möchte ich nicht damit in Verbindung gebracht werden und von Leuten darauf angesprochen werden. Um mich vor Anderen für meine Vorsichtsmaßnahmen zu rechtfertigen, fehlt mir im Hinblick auf die Krankheit meines Vaters die Kraft.

Joanna Z. (48) aus Havelse:

Angesteckt wurde ich etwa Mitte Juni von einem Bekannten, der in einem Altenheim arbeitet. Als ich hohes Fieber und dauerhaft einen unangenehmen Geruch in der Nase verspürte, rief ich beim Arzt an. Nach dem Corona-Test hatte ich bald Gewissheit, dass ich infiziert bin. Zusätzlich bekam ich noch starke Gelenk- und Gliederschmerzen, gezielt im Bereich der Unterschenkel. Atemprobleme und Schnupfen hatte ich nicht. Bei mir war der Verlauf dann doch sehr glimpflich. Geärgert habe ich mich über den sogenannten medizinischen Dienst, der meiner Meinung nach komplett versagt hat.  Niemand fragte wie ich jetzt an Lebensmittel kommen werde oder welche Medikamente ich habe oder Ähnliches.

Foto: Themenbild

Hilfe bekam ich dann von Freunden und Bekannten, die für mich einkaufen gingen und andere Dinge für mich erledigten. Hier arbeiteten die zuständigen Stellen dann doch sehr schleppend und wenig hilfreich. Aber vielleicht hatte ich hier einfach nur Pech. Angst hatte ich schon ein wenig, das sich die Symptome noch verschlimmern könnten, aber zum Glück ist das nicht passiert. Trotzdem wünsche ich keinem diese Erfahrung mit einer Corona-Infektion.

Wenn auch Sie eine Corona-Infektion durchgemacht haben und Ihre Erfahrungen mit unseren Lesern/innen teilen möchten, senden Sie uns eine E-Mail an [email protected]

GCN/bs